Rezension

ein sehr empfehlenswerter New Adult Roman, der einen bekannten Klassiker neu interpretiert und im Verlauf der Geschichte tiefgründiger und ergreifender wird als es zu Beginn den Anschein hat

Bring Down the Stars - Emma Scott

Bring Down the Stars
von Emma Scott

Bewertet mit 5 Sternen

Mit Bring Down The Stars hat Emma Scott nicht nur einen gelungenen und mitreißenden New Adult Roman geschrieben, sondern auch das bekannte Drama Cyrano de Bergerac auf eine schöne und zugleich moderne Weise neu interpretiert. Angesichts der erstaunlich vielen Parallelen, die sich beim Lesen des ersten Bandes offenbaren, kann man allerdings nur hoffen, dass die Autorin das ziemlich traurige Ende der Vorlage nicht ebenfalls übernimmt und die Handlung im zweiten Band stattdessen etwas abwandelt.

Wie viele Romane des Genres wird diese Geschichte aus zwei verschiedenen Ich-Perspektiven erzählt, denen von Weston und Autumn. Dadurch lernt man beide Figuren sehr gut kennen, wobei man sich auch als Frau zum Teil besser mit Wes identifizieren kann als mit Autumn, deren Gedanken und Verhalten man nicht immer gänzlich nachvollziehen kann und deren Erwartungen gelegentlich etwas überzogen scheinen. Das hängt aber vermutlich unter anderem davon ab, wie ähnlich man Autumn ist bzw. wie stark man sich charakterlich von ihr unterscheidet. Dessen ungeachtet mag man Autumn als Protagonistin sehr gern, vor allem wegen ihrer Zielstrebigkeit und ihrem Wunsch die Welt ein wenig zu verbessern.

Weston wirkt nach außen hin manchmal sehr knurrig und abweisend, ist jedoch eigentlich sehr charmant und liebenswert, weshalb man ihn von den drei Hauptfiguren am liebsten mag. Obwohl Connors Eltern bereit gewesen wären sein Studium zu bezahlen, hat er sich lieber ein Stipendium hart erarbeitet. Trotz seiner Liebe zur Poesie und seiner Leidenschaft für Leichtathletik studiert er Wirtschaftswissenschaften, um später einen gut bezahlten Job zu finden und seine Mutter finanziell unterstützen zu können. Im Unterschied zu Connor, dem es in dieser Hinsicht nie an etwas fehlte, ist Wes schon mit Geldsorgen groß geworden und macht sich permanent Gedanken über die Finanzierung seiner zukünftigen Pläne. Er ist durchaus dankbar für die Großzügigkeit von Connors Eltern, empfindet sie aber gleichzeitig als große Belastung bzw. als Schuld, die er niemals wird begleichen können. Dass sein Vater die Familie einfach verlassen hat, als Weston noch ein kleiner Junge war, hat zudem dazu geführt, dass Wes andere Menschen eher von sich stößt als sie an sich heran zu lassen, um nicht noch einmal jemanden zu verlieren, den er liebt. Nur Autumn gelingt es bisweilen hinter diese Fassade zu blicken und zu erkennen, dass mehr in Weston steckt als man von außen sieht.

Connor und Weston verbindet eine innige Freundschaft und Emma Sott lässt den Leser durch den Prolog glücklicherweise daran teilhaben, wie dieses ungleiche Paar zueinander gefunden hat und wie diese Freundschaft ihren Anfang nahm. Anders als sonst lernt man die beiden männlichen Helden somit sogar noch vor der Protagonistin Autumn kennen. 

Obschon Connor im Gegensatz zu Weston und Autumn mit dem sprichwörtlichen goldenen Löffel im Mund geboren wurde, mag man ihn ebenfalls recht gern - zumindest anfangs. Er ist kein tiefgründiger Denker und es im Prinzip nicht gewohnt etwas nicht zu bekommen. Nur zu seinen Eltern hat er kein allzu gutes Verhältnis, weil sie ihn unter Druck setzen etwas Bedeutendes aus sich und seinem Leben zu machen, woran er selbst keinerlei Interesse hat. Im Verlauf der Geschichte steht man Connor aufgrund seines gedankenlosen Verhaltens jedoch zunehmend zwiespältiger gegenüber.

Selbstverständlich ist Wes für die Lügen gegenüber Autumn mitverantwortlich, aber Wes ist wenigstens bewusst, dass diese Täuschung, möge sie noch so gut gemeint sein, im Grunde falsch ist. Connor hingegen sieht das einfach nicht ein, redet das alles klein und tut so, als wäre es keine große Sache. Als Leser sieht man das anders und Autumn würde einem da mit ziemlicher Sicherheit zustimmen, sollte sie es jemals erfahren. Irgendwann ist einfach eine Grenze überschritten, die über harmlose Textnachrichten weit hinaus geht.

Generell nimmt Connor Westons Hilfe viel zu selbstverständlich, sowohl in Bezug auf irgendwelche anzufertigenden Hausarbeiten als auch bei Autumn. Man hat den Eindruck, dass Wes viel mehr für Connor tut als umgekehrt - er bringt ihn schließlich sogar durchs Studium. Dieses Ungleichgewicht in ihrer Freundschaft und Connors fordernde Haltung bereiten einem mehr und mehr Probleme.

Obwohl es ihn innerlich beinahe zerreißt, weil er sich mittlerweile selbst so zu Autumn hingezogen fühlt, hilft Weston seinem besten Freund selbst dann noch. Erstaunlicherweise gelingt es der Autorin jedoch, dass man versteht, warum Weston das alles tut und sich selbst damit so quält. Er glaubt selbst keine Liebe zu verdienen und opfert sein eignes Glück, damit stattdessen Autumn und Connor miteinander glücklich werden können. Grund dafür ist etwas, das seine Mutter gesagt hat, als Weston noch ein kleiner Junge war. Es ist erschreckend und erschütternd zugleich, wie sehr diese wenigen unachtsamen, in Verbitterung gesprochenen Worte ihn geprägt haben und als jungen Mann noch immer beeinflussen.

Der flüssige Schreibstil von Emma Scott liest sich sehr angenehm, wodurch man insgesamt recht zügig voran kommt. Lediglich in der Mitte fehlt es der Geschichte etwas an Tempo. Dafür kommt sie problemlos mit wenigen erotischen Szenen aus. Darüber hinaus enthält das Buch einige wundervolle Gedichte, die letztlich auch Aufschluss über den Titel des Buches geben.

Wie der Klappentext schon zeigt, steht die Dreiecksgeschichte bei Bring Down The Stars klar im Vordergrund, dessen sollte man sich bewusst sein. Zum Ende hin wird die zwischenzeitlich überraschend tiefgründige und emotionale Handlung durch eine ungeahnte Wendung schließlich noch wesentlich dramatischer als anfangs gedacht. Was als locker-leichte Romanze begann, wird also plötzlich viel ernster. Aufgrund der rasanten Entwicklungen im letzten Drittel kann man sich ab einem gewissen Zeitpunkt zudem nur noch schwer von dem Buch losreißen.

Am Schluss erwartet den Leser ein fieser Cliffhanger, mit dem man so nicht gerechnet hätte, es sei denn man kennt die klassische Vorlage sehr genau. Man ist nun unheimlich gespannt auf die weitere Entwicklung, befürchtet jedoch das Schlimmste. Dennoch kann man es kaum noch erwarten den zweiten Band in den Händen zu halten und zu erfahren, wie es mit Weston, Autumn und Connor weitergeht, wobei für den Leser längst feststeht, dass Autumn und Wes zusammen gehören und viel besser zusammen passen als sie und Connor. Zum Glück erscheint die Fortsetzung der Dilogie schon in wenigen Monaten, sodass man immerhin nicht allzu lange auf die Auflösung warten muss. Emma Scott spannt ihre Leser nämlich in mehr als einer Hinsicht ganz schön auf die Folter.

*FAZIT*
Bring Down The Stars ist ein sehr empfehlenswerter New Adult Roman, der einen bekannten Klassiker neu interpretiert und im Verlauf der Geschichte tiefgründiger und ergreifender wird als es zu Beginn den Anschein hat. Man kann es daher kaum erwarten zu erfahren, was Emma Scott sich noch alles für die Fortsetzung aufgehoben hat, die bestimmt nicht das letzte Buch sein wird, das man von der Autorin liest.