Rezension

Ein toller Roman

Josses Tal -

Josses Tal
von Angelika Rehse

Es war eher Zufall, dass ich dieses Buch gelesen habe, denn aufgrund des Covers hätte ich es wahrscheinlich gar nicht in die Hand genommen. Neugierig gemacht hat mich der Klappentext.

Es geht um Josef, ein unehelich geborenes Kind, das aufgrund dieser Tatsache in seiner Familie keine Liebe erfährt. Im Gegenteil, er wird sogar regelmäßig von seinem Großvater verprügelt und bekommt auch dabei keinen Schutz von seiner Mutter. Diesen erhält er erst, als die Familie umzieht und ein junger Mann, Wilhelm Reckzügel, dazwischengeht, als der Großvater mal wieder zuschlägt. Zu diesem Zeitpunkt ist Josef 5 Jahre alt. Die Familie Reckzügel nimmt ihn unter ihre Fittiche, er darf dort viel Zeit verbringen, und vor allem Wilhelm wird für ihn zu so etwas wie einem Gönner, einem Beschützer und Vorbild.
Doch Wilhelm ist Medizinstudent und überzeugter Nazi, und schon bald nutzt er Josefs Verletzlichkeit, um ihn zu manipulieren und ihn als Spitzel für sich einzusetzen. Josef wächst in die Nazigesinnung hinein, bekommt im Laufe der Zeit eine wichtige Position in der HJ und meldet Wilhelm regelmäßig, wer im Dorf gegen den Führer spricht und handelt. Doch als Josef ein Teenager ist, erfährt er etwas, das sein ganzes Leben verändert. Und er beginnt zu hinterfragen, was Wilhelm und der Führer eigentlich wirklich wollen...

Ich finde dieses Buch wirklich klasse. Es ist spannend zu lesen, wie die Kinder während der Nazizeit von klein auf für die Zwecke des Führers herangezogen wurden, mit welchen Mitteln sie zu gefügigen Mitläufern gemacht wurden. Ein Buch, das deutlich macht, wie nah gut und böse beieinanderliegen können und wie fruchtbar ein Nährboden ohne Liebe und Schutz für Manipulation und Indoktrination sein kann. Für mich war Josefs Entwicklung absolut nachvollziehbar und authentisch und die Geschichte gibt auch eine mögliche Antwort auf die Frage, warum die Menschen in Deutschland das damals mitgemacht haben.

Ich bin sehr beeindruckt von diesem Debütroman und hoffe, von der Autorin bald noch mehr lesen zu können.