Rezension

Ein überaus gelungenes Debüt

Ein Gefühl wie warmer Sommerregen - Ella Simon

Ein Gefühl wie warmer Sommerregen
von Ella Simon

Bewertet mit 5 Sternen

Alis Rivers, 28 Jahre alt, teil ihr Leben auf 2 Berufe auf. Um ihr tägliches Brot zu verdienen, arbeitet sie in der Buchhandlung ihrer Tante. Ihre wirkliche Berufung findet Alis jedoch in der Arbeit für die Seenotrettung in Tenby. Obwohl sie in diesem Job oft ihr eigenes Leben aufs Spiel setzen muss, um andere Menschen aus einer Notlage zu retten, ist das ihr Lebensinhalt.

Seit 10 Jahren ist Alis mit Matthew liiert. Auch Matthew arbeitet im Rettungsdienst, allerdings liegt sein Tätigkeitsbereich in der Rettung aus der Luft, weswegen ihr Wohnort/Stützpunkt an unterschiedlichen Positionen liegt und sie seit Jahren eine Fernbeziehung führen.

Als ein Schaf von einer Klippe stürzt und der Tierarzt Evander Davies, ohne nachzudenken, hinterher springt, muss das Team der Seenotrettung ausrücken, um ihn und das Schaf zu retten. Am Absturzort angekommen realisiert Alis, dass es sich genau um die Klippe handelt, an der vor einigen Jahren ein schreckliches Unglück passiert ist, in dem sie eine nicht unerhebliche Rolle spielte.

Es ist an der Zeit, dass Alis sich ihrer Vergangenheit stellt.

Mit „Ein Gefühl wir warmer Sommerregen“ hat die Autorin Ella Simon sich in ein neues Genre gewagt, denn unter ihrem Klarnamen Sabrina Qunai veröffentlichte sie bisher historische Romane. Ihr Debüt im Bereich „Frauenromane“ ist ihr – meiner Meinung nach – wirklich hervorragend gelungen.

Es sind nicht immer nur die Männer, die im Beruf oder im Privatleben den Ton angeben. Mit Protagonistin Alis hat die Autorin einen Charakter geschaffen, der stark genug ist die nervenaufreibende und gefährliche Rettungsarbeit zu bewältigen und trotzdem noch ausreichend „schwach“ ist, um weiblich zu bleiben. Im Falle eines Einsatzes handelt Alis jederzeit ruhig, überlegt und unerschrocken. Im Privatleben zeigt sich jedoch, dass auch sie hinter ihrer rauen Schale einen überaus verletzlichen Kern versteckt.

Genau so stark scheint Evans Schwester Sienna zu sein, die in ihrer Partnerschaft und in ihrem Beruf den Weg vorgibt – aber auch bei ihr handelt es sich um eine überaus sensible Frau, die mit ihrer Vergangenheit noch nicht so richtig abgeschlossen hat.

Zuletzt sollte noch Joan, die Mutter von Alis, Erwähnung finden. Sie und Alis haben seit Jahren ein gestörtes Verhältnis, was mit dem schrecklichen Unfall an der Klippe zusammenhängt. Und nun ist der Zeitpunkt gekommen, die Vergangenheit aufzuarbeiten.

Die männlichen Charaktere spielen hier nicht die Hauptrolle, aber natürlich geht es in einem Roman, in dem auch die Liebe nicht zu kurz kommt, nicht ohne männlichen Part. Da wäre der Tierarzt Evan Davies, dem Alis aufgrund seiner Tätigkeit auf der Pferderanch recht oft begegnet, dann Stallmeister Rhys, der Alis aus unerfindlichen Gründen nicht mag und Matthew, der Lebensgefährte von Alis, der nicht unbedingt den sympathischsten Eindruck bei mir hinterlassen hat.

Alles in allem sind alle Charaktere glaubwürdig und realistisch erschaffen worden und es macht Spaß, sie auf ihrem Weg zu begleiten. Sie handeln menschlich und nicht immer logisch nachvollziehbar, aber macht das nicht das Leben aus? Wenn alles berechenbar wäre, wäre das Leben doch langweilig. Und die unlogischsten Handlungen bringen manchmal die besten Dinge in unser Leben.

Nach Aussage der Autorin wird es einen 2. Teil geben, worauf ich mich jetzt schon sehr freue. „Ein Gefühl wie warmer Sommerregen“ ist eines meiner Highlightbücher in 2016.