Rezension

Eine berührende Familiengeschichte mit Bezug zur Geschichte Rumäniens

Das Pfauengemälde -

Das Pfauengemälde
von Maria Bidian

Bewertet mit 4 Sternen

Treffend charakterisiert die Schriftstellerin Dana Grigorcea auf dem Buchrücken das Erstlingswerk ihrer Kollegin Maria Bidian als „Ein berührendes, außergewöhnliches Debüt!“. Berührend ist die Geschichte deshalb, weil die Protagonistin Ana, die Tochter einer Deutschen und eines Rumänen, auf einer Reise in die Heimat ihres zwei Jahre zuvor verstorbenen Vaters ihn und seine Vergangenheit erstmals richtig kennenlernt und dabei ihre andauernde tiefe Trauer um ihn verarbeitet. Das Leben des Vaters ist sehr tragisch. Während des Kommunismus und der Diktatur Ceauşescus war er als Widerstandskämpfer tätig und den Folterungen des Geheimdienstes ausgesetzt. Ihm gelang die Flucht nach Deutschland, wo er, der sehr gebildet war und aus einer guten bürgerlichen Familie kam, nie anerkannt wurde. Nach der Revolution kehrte er regelmäßig mit Frau und Tochter nach Rumänien zu seiner stolzen Familie zurück, die auf Genugtuung gegenüber dem Staat für Enteignungen aus war. Ana begibt sich zu Besuch dorthin, um ein Gemälde zurückzuerlangen, das für ihren Vater wichtig war und in dessen Zusammenhang sie sich erhebliche Schuldgefühle am Tod ihres Vaters macht, und um ihren Angehörigen bei der Übernahme des endlich ihnen zugesprochenen Hauses formell zu unterstützen. Die Geschichte um das Gemälde nimmt schließlich eine andere Wendung, als erwartet …

Wir erfahren sehr viel über die Geschichte Rumäniens ab seiner kommunistischen Regierung mit seinem über Leichen gehenden berüchtigten Geheimdienst Securitate über die Revolution Ende der 1980er Jahre bis in die Gegenwart, in der nach wie vor Bürokratie und Korruption herrschen. Das waren alles Aspekte, die mir in dieser Deutlichkeit noch nie vor Augen geführt wurden und mich, der ich in einer Demokratie aufgewachsen bin, diese umso mehr schätzen lassen. Alles ist eingebettet in eine schöne Familiengeschichte, die allerdings etwas verwirrend ist, weil es geraume Zeit dauert, bis man die vielen Romanfiguren mit ihren rumänischen Vornamen einordnen kann. Doch hier ergeht es einem ohnehin nicht anders als Ana, die selbst kaum den Überblick über den rumänischen Zweig ihrer Familie hat. Der Schreibstil ist melancholisch gehalten und wird so den behandelten Themen gerecht.

Insgesamt sehr zu empfehlen Lesern mit Interesse an Familiengeschichten mit historischem Bezug zu Ländern in Europa.