Rezension

Eine eindrucksvolle Familiengeschichte, die zeigt, worauf es im Leben ankommt

Als der Himmel uns gehörte
von Charlotte Roth

Bewertet mit 5 Sternen

Die Olympischen Spiele in London stehen bevor. Auch die Läuferin Jennifer träumt davon, im eigenen Land anzutreten und sich eine Goldmedaille zu erkämpfen. Doch ihre Panikattacken drohen den Traum von Olympia zu zerstören. Im Park wird sie von einem unbekannten Mann angesprochen, der sie  trainieren möchte. Er scheint sich außerdem sehr gut in Jennifers Familiengeschichte auszukennen, denn er rät ihr, ihre Urgroßmutter Alberta aufzusuchen, die im Jahre 1936 ebenfalls im eigenen Land um Gold kämpfte. Da Jennifer bisher nicht einmal wusste, dass ihre Urgroßmutter aus Deutschland stammt, begibt sie sich auf eine eindrucksvolle Reise in die Vergangenheit. Dort erkennt sie schließlich, worauf es im Leben wirklich ankommt.....

Der Einstieg in Charlotte Roths Roman gelingt mühelos. Man lernt zunächst die Langstreckenläuferin Jennifer kennen, die eisern dafür trainiert, bei der Olympiade 2012 in London zu starten. Doch leider sorgen ihre Panikattacken dafür, dass dieser Traum in Gefahr gerät. Jennifer wirkt sehr sympathisch. Man kann sich gut in sie hineinversetzen und spürt, wie wichtig ihr dieser einzigartige Wettkampf ist.

Ein zweiter Handlungsstrang blickt zurück in die Vergangenheit. Hier erfährt man, wie Alberta, die Urgroßmutter von Jennifer, mit dem Olympia-Virus infiziert wurde und wie sehr dieser Wettkampf ihr Leben beeinflusst hat. Albertas Geschichte fesselt vom ersten Moment an und lässt einen beim Lesen nicht mehr los. Man kann sich sehr gut in die damalige Zeit versetzen und die Träume und Ideale der jungen Frau nachvollziehen. Alberta ist eine liebenswerte Person, die das Herz auf dem rechten Fleck hat. Leider fehlt ihr der Blick für die Politik und so wird sie von den Ereignissen regelrecht überrollt. Denn die "Albi mit dem Bogen" wird 1936 für Propagandazwecke genutzt und merkt nicht, was um sie herum im Land geschieht. Als sie schließlich aufwacht, ist es schon fast zu spät.

Die Geschichten dieser beiden willenstarken und kämpferischen Frauen vermischen sich zu einem eindrucksvollen Zeitportrait. Ganz nebenbei erfährt man einiges über die Olympischen Spiele und die Entstehung der Paralympics. Charlotte Roth gelingt es hervorragend, diese Themen interessant in ihre  fiktive Geschichte einzubetten.

Ich habe mich beim Lesen dieses Romans sehr gut unterhalten und mochte ihn kaum aus der Hand legen. Denn ich konnte mit den beiden Hauptprotagonistinnen mitfiebern und dabei ganz in die Handlung eintauchen. Dieses Buch hat mich berührt und ich werde es sicher lange im Gedächtnis behalten. Deshalb vergebe ich die volle Punktzahl und eine ganz klare Leseempfehlung!