Rezension

Eine emotionale Achterbahnfahrt...

Dirty Headlines -

Dirty Headlines
von L. J. Shen

Bewertet mit 4 Sternen

Judith Humphrey erlebt einen ganz schrecklichen Tag. Nicht nur dass sie erneut ein Vorstellungsgespräch in den Sand gesetzt hat, sie erwischt auch ihren Freund mit einer anderen Frau. Kurzum flüchtet sie in eine Bar und möchte sich dort mit Alkohol ablenken. Allerdings scheint Célian Laurent das etwas anders zu sehen. Beide sind sich sofort sympathisch und verbringen eine sehr leidenschaftliche Nacht miteinander. Anschließend schleicht sich Jude aus dem Zimmer, lässt aber zuvor noch seine Geldbörse samt Inhalt mitgehen.
Als sie ein paar Wochen später bei einem bekannten Nachrichten-Sender endlich einen Job findet, ahnt sie nicht, dass ausgerechnet Célian ihr neuer Chef sein wird. Für Jude steht eines fest, dass es vermutlich kein gutes Ende nehmen wird…

Die kalifornische Schriftstellerin L.J. Shen ist für ihre leidenschaftlichen und brutal ehrlichen Romane berühmt. Durch die “All-Saints-High-Reihe“ hat sie bereits zahlreiche Leser glücklich gemacht und mit ihren Worten überzeugt. Nun hat sie neben dem Werk „Midnight Blue“ einen weiteren Einzelroman herausgebracht, der ebenfalls durch viele erotische, aber auch emotionale Details besticht.

Im Fokus dieser Geschichte stehen Jude und Célian, die grundverschieden sind. Abwechselnd beschreiben sie ihre Erlebnisse aus der jeweiligen Perspektive und lassen so den Leser hautnah am Geschehen teilhaben.

Jude stammt aus ärmeren Verhältnissen. Nachdem sie ihre Mutter früh durch Krebs verloren hat, muss sie nun auch um das Leben ihres Vaters bangen, der ebenfalls an Krebs erkrankt ist. Leider haben sie beiden kaum die finanziellen Möglichkeiten, die Behandlung fortzusetzen, weshalb Jude schnell in einem wahren Gefühlschaos versinkt. Ihr Ruhepol war bis dato immer ihr Freund, der sie aufgefangen hat. Doch nachdem sie diesen mit einer anderen Frau erwischt hat, bricht für sie auch dieser Halt weg. Vielleicht ist das der Grund, weshalb sie sich auf den One-Night-Stand mit Célian einlässt.

Célian ist ein einsamer Mann, der seine Wut und seinen Hass hinter einer kühlen Fassade verbirgt. Zu Jude fühlt er sich schnell hingezogen, insbesondere, weil sie anders ist und ihn herausfordert. Nicht nur die Nacht und der Diebstahl haben ihn erregt, auch ihre ganze Art und Weise treiben ihn in den Wahnsinn. Nach und nach kommt er Jude immer näher und muss erkennen, dass sie aus ihm einen besseren Menschen macht. Aber ist es dann vielleicht schon zu spät?

In jedem Fall sind beide Protagonisten sehr sympathisch und authentisch. Sowohl Judes herzliches als auch Célians aggressives Verhalten werden lebendig und glaubwürdig umgesetzt. Es fällt leicht, sich beide sie bildlich vorzustellen und einen Bezug zu ihnen aufzubauen. Jeder trägt sein Päckchen mit sich herum und beide müssen erst lernen, ihr Herz für andere zu öffnen. Es bereitet Freude daran teilzuhaben und zu erkennen, wann der Groschen bei beiden fällt.

Auch die Handlung ist gut und strukturiert durchdacht. Der Leser erwartet bei einem solchen Roman nicht, dann alles auf Tatsachen beruht und die Vorgänge dem Ablauf bei einem wahren Nachrichtensender gleichen. Trotzdem ist alles authentisch und glaubwürdig. Die Geschichte wird chronologisch dargestellt, verfügt über einen interessanten und intriganten Nebenplot und steigert sich ganz langsam zu einem würdigen und schlüssigen Finale.

Eine Geschichte, die mich sehr gut unterhalten hat

Mein persönliches Fazit:
Ich kenne inzwischen alle Romane, die L.J. Shen in Deutschland veröffentlicht hat. Deshalb fällt es mir auch leicht, diesen mit den anderen Werken zu vergleichen. „Dirty Headlines“ gehört definitiv nicht zu ihren besten Ideen, dennoch zu einem gelungenen und mitreißenden. Mich hat die Geschichte trotz einzelner kleiner Kritikpunkte sehr gut unterhalten.

Zum einen hat mir das Theater im Sender nicht gefallen. Das wirkte alles etwas zu erfunden und wenig glaubwürdig. Zum anderen hat mich Célians Ex-Verlobte enorm genervt. Immer wieder habe ich mich gefragt, warum ein Mensch sich so gehen lassen kann. Auch sind mir hin und wieder Passagen aufgefallen, die nicht ganz logisch erschienen sind. Manchmal hatte ich das Gefühl, dass bei der Übersetzung womöglich ein Fehler unterlaufen ist. Doch das sind nur Kleinigkeiten, die nicht für das Gesamtwerk sprechen.

Denn dazu kann ich ganz klar sagen, dass mich das Buch trotz einiger Makel begeistert hat. Célians und Judes Geplänkel und ihre Anziehungskraft ist mir praktisch bildlich erschienen und ich konnte mich hervorragend von ihren verbalen Attacken mitreißen lassen. Hinzu kommt eine sehr emotionale Backgroundgeschichte, die mich traurig gestimmt hat, weshalb ich einfach immer weiterlesen musste.

Insgesamt wällt es mir deshalb leicht, meine Empfehlung auszusprechen, wenn es auch nicht ganz an die Stärke und Präsenz der anderen Romane heranreicht.