Rezension

Eine fiktive Reise angesichts des Todes

Reise nach Laredo -

Reise nach Laredo
von Arno Geiger

Bewertet mit 4 Sternen

Der sichtlich unter Gicht leidende ältere Herr in schwarzer Kleidung ist mit Pferd und Maultier unterwegs auf einer (fiktiven) Reise vom Kloster Juste/Estremadura nach Laredo. Die Kaiserkrone hatte Karl V. (1500-1558) abgelegt und erwartete im Kloster mit noch nicht 60 Jahren die Erlösung von seinen zahlreichen Leiden. Der Personalaufwand für seinen Hausstand  muss ihm eine Last gewesen sein, auch seine Angestellten erwarten nur noch seinen Tod.
 
Die Begegnung mit dem elfjährigen Geronimo und dem Mädchen Angelita, das Señor Carlos/Karl unterwegs pflegt, ermöglichen dem extrem schüchternen Mann auf dieser Reise einen Rest von Normalität und menschlicher Zuwendung um seiner selbst willen. Trotz seines körperlichen Verfalls wirkt Karl nach teils absurden Abenteuern fitter als noch beim Aufbruch der Gefährten. Die Reise mit dem Jungen, der sich als Karls Sohn entpuppt, hat ihn zur Begegnung mit einfachen Menschen gezwungen und mit der Diskriminierung der unberührbaren Cagots konfrontiert.
 
Die augenzwinkernd erzählte Abenteuergeschichte reduziert den ehemaligen Die augenzwinkernd erzählte Abenteuergeschichte reduziert den ehemaligen König/später Kaiser des Heiligen Römischen Reiches auf einen Reisenden, der in Wirtshäusern auf einem Strohsack übernachtet. Ein König kann eben auch eine Abbildung auf einer Spielkarte sein.