Rezension

Eine schöne Idee, aber...

Deine Seele in mir - Susanna Ernst

Deine Seele in mir
von Susanna Ernst

Zum Inhalt:

Amy und Matt waren die besten Freunde und einfach unzertrennlich. Sie verlebten eine schöne, glückliche, unbeschwerte Kindheit. Bis zu jenem Tag, mit knapp 8 Jahren, als ein grausames Verbrechen die beiden trennt. Matt überlebt diesen Tag körperlich zwar weitestgehend unverletzt, aber seine Seele hat tiefe Wunden davon getragen.

21 Jahre später trifft Matt auf Julie, eine Autistin. Julie bewirkt etwas in Matt, und auf einmal kehren all die schlimmen Erinnerungen mit großer Wucht zurück. Aber nicht bloß die Erinnerungen…

Meine Meinung:

Die Grundidee des Buches Seelenwanderung/Wiedergeburt finde ich sehr schön und interessant – sonst hätte ich es ja auch nicht lesen wollen. Leider konnte mich die dazugehörige Geschichte über weite Strecken aber nicht wirklich fesseln bzw. begeistern. Mein Kopf konnte und wollte manche Dinge in diesem Buch einfach nicht verstehen. Es hat mich sehr viel Mühe gekostet, mich in die besonderen Begebenheiten und Umstände, die dieses Buch zweifelsohne ausmachen, hineinzuversetzen. Gelungen ist mir das leider nicht immer – vielleicht geht mein Horizont dann doch nicht so weit, wie ich es mir gewünscht hätte, und wie es für dieses Buch nötig gewesen wäre, um es anders bzw. richtig wahrnehmen zu können.

>>Du bist in mir<<, wisperte Amy mir irgendwann zu. Ich weiß nur zu gut, was sie meint. Sie spricht nicht von unseren Körpern. Amy meint, dass ich sie spüre – mit all meinen Sinnen. Ich fühle genau, was sie braucht, was sie will. Und wie durch ein Wunder geht es ihr ebenso mit mir. >>Deine Seele …<<, haucht sie, >>… in mir.<< (S. 261)

Zudem hatte ich auch mit Matt so meine Probleme. Der als verschlossen, verstört und doch sensibel, einfühlsam dargestellte junge Mann wirkte auf mich eher wie ein – wie drücke ich das jetzt bloß aus, ohne das es zu negativ klingt? – Weichei, zumindest stellenweise. Es tut mir wirklich leid, aber in anderes Wort fällt mir momentan nicht ein. Vieles seiner, für mich weichgespülten, Art ist mit der traumatischen Vergangenheit zwar durchaus gut und nachvollziehbar begründet, aber ein wenig mehr Biss hätte ihm an mancher Stelle gut zu Gesicht gestanden, wie ich finde. Festhalten möchte ich aber dennoch, dass ich seine liebevolle und unvoreingenommene Art, mit der er Julie und ihren Eltern zu Beginn gegenübertritt, allem Negativen zum Trotz, sehr toll fand.

Einen weiteren kleinen Minuspunkt bildet der Schreibstil der Autorin. An sich ist dieser angenehm und gut zu lesen, so manches Mal holt sie für meinen Geschmack aber zu weit aus und verleiht dem Buch mit ihren zwar schön gewählten, aber mitunter auch sehr rührseligen Worten einen zu "schmalzigen" Stempel. Und obwohl ich eigentlich nichts gegen ein wenig Schmalz in Büchern einzuwenden habe, war es mir hier in der Gesamtheit einfach zu viel.

Aufgrund des Buchrückens und den ersten Seiten hatte ich recht schnell eine Vermutung, worin der Kern dieser Geschichte liegen könnte. Und doch konnte sie mich zum Ende hin noch überraschen. Die Autorin hat sich ein paar Wendungen einfallen lassen, die das Buch im letzten Drittel sehr dramatisch werden lassen. Das Ende des Buches rundet die Geschichte schön ab, und selbst ich, mit meiner bis dahin recht negativen Meinung, konnte ein Schluchzen nicht verhindern, und klappte das Buch schlussendlich mit einem besseren Gefühl zu, als ursprünglich gedacht. Dies ist auch der Grund, warum ich das Buch nicht mit den eigentlich geplanten zwei Herzen bewerte, sondern auf drei aufstocke.

Ich hatte wirklich gedacht, dass dies ein Buch für mich sein könnte. Die Idee zu dem Buch finde ich nach wie vor toll, die Geschichte konnte mich aber nicht überzeugen.

"Amy und Matt – sie waren Kinder, nicht mal neun Jahre alt, und sie waren glücklich. Über diesen Ferientag, über das perfekte Wetter und den nahen Bach, der ihnen Kühlung und noch mehr Vergnügen versprach. Ihre Mütter hatten ihnen Brot und frisches Obst in die Taschen gepackt – wohl ahnend, dass sie die Kinder vor Sonnenuntergang nicht mehr zu Gesicht bekommen würden.
Nichts deutete auf das Unheil hin, das die beiden so bald schon ereilen würde. Es gab keine Warnung und keine Vorankündigung an diesem Morgen – an dem Tag, der Amys letzter in diesem Leben sein sollte." (S. 7)