Rezension

eine unübersichtliche Familiengeschichte

Eine eigene Zukunft - María Dueñas

Eine eigene Zukunft
von María Dueñas

Bewertet mit 3 Sternen

Nach dem Tod der Großmutter gehen Victoria, Mona und Luz notgedrungen mit ihrer Mutter nach New York um zu ihrem Vater zu ziehen, wenn auch sehr unwillig. Den Vater kennen sie nicht wirklich und so wissen sie nicht, was sie in diesem Amerika eigentlich sollen. Dementsprechend zeigen sie sich sehr distanziert und gehen ihren Arbeiten nur äußerst lustlos nach. Doch dann kommt der Vater bei einem Unfall am Hafen ums Leben und plötzlich sind die vier Frauen auf sich alleine gestellt in einer Stadt, in der sie niemanden wirklich kennen. Verzweifelt versucht jede auf ihre Weise in der fremden Stadt Fuß zu fassen und ein neues Leben zu finden.

Ich finde der Klappentext weckt ein wenig falsche Erwartungen im Leser. Ich bin davon ausgegangen, dass es vornehmlich um die Probleme beim Eröffnen und Führen eines Nachtclubs, noch dazu als Frauen, gehen wird. Dies ist jedoch nicht der Fall. Wir erfahren zwar viel über den Alltag und die Probleme der Frauen, jedoch spielt der Nachtclub nur eine sehr untergeordnete Rolle. Viel mehr geht es um die Familie selbst, ihren Zusammenhalt, ihre Probleme. Doch ich muss gestehen, es war nicht sehr spannend ihnen auf ihrem Weg in ein neues Leben zu folgen. Zunächst einmal werden viele Figuren eingeführt, die nicht zwingend etwas mit der Geschichte zu tun haben, was zusammen mit den recht ähnlichen Namen aller Beteiligten den Leser verwirren kann. Oft war mir nicht klar, von wem nun gerade die Rede ist, was seine Funktion ist und nicht wenige Male habe ich die Figuren verwechselt. Die vier Frauen selbst verhalten sich erschreckend naiv und leichtgläubig. Sie sehen in den Männern ihre Rettung und lassen sich von ihen zu Dingen überreden, die sie gar nicht wollen. Bis zu einem gewissen Punkt kann ich das verstehen, sie kommen aus einem anderen Land und ärmlicheren Verhältnissen, doch gerade dann sollte man doch in einem unbekannten Land, in dem man alleine lebt, vorsichtiger sein oder nicht? Noch dazu scheint die Mutter stetig überfordert mit ihren drei aufgeweckten Töchtern. Ständig wird herumgeschrien oder es werden Ohrfeigen verteilt. Aber auch die Schwestern streiten sich scheinbar nur, sind dann aber doch wieder ein Herz und eine Seele. Insgesamt erschließt sich mir das Verhältnis der vier Frauen in der Familie nicht ganz. Folgende Textpassage beschreibt das Verhalten ganz gut finde ich:"Sie vergötterten einandner und keiften sich eine Weile später ebenso inbrünstig an,sie stritten sich wie die Kesselflicker, verteidigten einander jedoch mit derselben Leidenschaft, sie warfen sich gegenseitig die brutalsten Wahrheiten an den Kopf, hätten aber jedem die Augen ausgekratzt, der es gewagt hätte, die Mutter oder eine der drei in Frage zu stellen." Dieses Verhalten war auf Dauer auch irgendwie irritierend.
Die Männer kommen nicht sehr gut weg in diesem Buch. Die meisten sind entweder notgeile und/oder geldgierige Machos, die Frauen schlecht behandeln oder schüchterne Jungs, die sich vergebens um ihre Angegebeteten bemühen. Nur vereinzelt ist ein Mann dabei, der uvorkommend und hilfsbereit ist, ohne eine Gegenleistung zu erwarten. Durch die Naivität der Frauen und das Verhalten der anderen Figuren geraten die vier immer wieder in neue Schwirigkeiten, die sie versuchen irgendwie zu meistern. Man fragt sich, ob ein einzelner mensch wirklich so viel Unglück haben kann wie es jedem Familienmitglied hier zu widerfahren scheint. Auf Dauer war dies etwas ermüdend.

Der Schreibstil an sich ist zwar gut und flüssig, aber auch nichts bewegendes, was nachhaltig im Gedächtnis bleibt. Auch fand ich die Angewohnheit, bei jedem Aufeinandertreffen von Personen erst noch die Gedanken nd Handlungen der einzelnen Personen vor diesem Treffen zu erläutern, störend. Es war mitunter recht verwirrend und ich wusste am Ende nicht, um was es denn nun geht, da ohne Übergang zur Gegenwart zurück gekehrt wurde. Dies führt trotz dem spannenden Einstieg am Ende zu einem überladenen Durcheinander an Personen und Handlungen. Obwohl mir das Schicksal der drei Schwestern nicht gleichgültig war konnte es mich leider auch nicht wirklich fesseln. Auch die Kehrtwende auf den letzen Seiten fand ich etwas unglaubwürdig.

Alles in allem also leider nur ein mittelmäßiger Roman, der nicht lange im Gedächtnis bleiben wird.