Rezension

einzigartige Reihe

Gut Greifenau - Sternenwende -

Gut Greifenau - Sternenwende
von Hanna Caspian

Nun ist der Abschlussband der Gut-Greifenau-Reihe vor dem Leser. Mit dem sechsten und damit dem letzten Teil „Sternenwende“ geht die Saga ins große Finale. Es heißt jetzt mit der längst liebgewonnenen Grafenfamilie und den eifrigen Dienstboten das letzte Mal mitzufiebern, wer welche Schicklsalsschläge noch erleidet oder doch endlich sein Glück findet, und dann tatsächlich Abschied von ihnen zu nehmen. Die literarische Uhr ist auf dem Gut Greifenau im Dezember 1932 stehen geblieben. Für immerdar.

Dieser Roman lebt — wie die vorherigen Teile der Reihe —, von der unübertroffenen Art und Weise, wie die Autorin diese Geschichte schon seit mehreren Jahren erzählt. Hanna Caspian hat sich wieder als intelligente, souveräne Autorin mit dramaturgisch gewitztem Geist bewiesen. Man merkt sofort eine perfekte Recherche über die zum Teil total unübersichtlich gewordene Politik der Krisenjahre, über eine bunte Kultur der Großmetropole Berlin, über die Entrechtung und Erniedrigung des deutschen Bürgertums. Diese ganzen Informationen sind perfekt in das Sujet eingeflossen, so dass dies nicht nur ein paar schöne Lesestunden bereitet, sondern auch noch sehr lehrreich ist.

Man muss es dem Roman hoch anrechnen, dass er vor harten Realitäten der 30er nicht zurückschreckt und ausreichend Raum für eine lange Abschiedsparade für sämtliche Haupt- und Nebenfiguren bietet. Eine exzellent konstruierte Handlung mit facettenreichen Charakteren, in der auch bei großen persönlichen Dramen vor allem die kleinen subtilen Momente den Ausschlag geben. Obschon der Abschluss versöhnlich, stimmig und nicht vorhersehbar ist, tut der Abschied von Gut Greifenau emotional weh!!!

Mitreißende Dialoge, suggestive Momentaufnahmen von den bedeutenden Episoden damaliger Zeit und dramaturgisches Fingerspitzengefühl machen die Geschichte um das fiktive Gut Greifenau zu einer einzigartigen Reihe unserer Zeit. Mit ihrem Portrait einer bröckeligen Gesellschaft im Räderwerk einer unruhigen Epoche, nach den zwiespältigen Zwanzigern, nach der Weltwirtschaftskrise und kurz vor der Machtergreifung von Hitler, mit dem Weg zwischen Verlusten, Verrat, Hass und Menschenliebe ist Hanna Caspian nicht nur eine spannende Unterhaltung, sondern auch ein eindrucksvolles Zeitdokument gelungen.

Eine großartige Reihe der Extraklasse!