Rezension

Eiskalter und actionreicher Thriller aus der Antarktis

Der Riss -

Der Riss
von Thilo Winter

Bewertet mit 4 Sternen

Bei seinem Debüt gelingt dem Autoren und Wissenschaftsjournalisten Thilo Winter gleich ein rasanter und eiskalter Thriller, der mich zwar nicht komplett überzeugen, unter dem Strich aber doch gut und spannend unterhalten konnte.   

Die Vulkanologin Antonia Rauwolf kommt mit dem Auftrag auf die Forschungsstation Neumayer III in der Antarktis, die erst kürzlich entdeckten knapp 100 Vulkane im ewigen Eis zu erforschen. Doch in Wirklichkeit ist Antonia eher auf der Suche nach ihrem Bruder Emilio, der zusammen mit einem Kollegen spurlos verschwunden ist. Während die Besatzung der Station sicher ist, dass die beiden Männer längst tot sind, glaubt Antonia, dass ihr Bruder noch irgendwo da draußen ist. Bei ihren Nachforschungen stößt sie auf dunkle Machenschaften mit gravierenden Folgen für den Lebensraum Antarktis.

Mit einem packenden Schreibstil, reichlich Action und einigen überraschenden Wendungen treibt der Autor seine gut aufgebaute Geschichte voran und steuert sie dabei mit einem hohen Erzähltempo auf eine gelungene Auflösung zu, bei der am Ende keine wesentlichen Fragen offenbleiben. Während das Ganze in Sachen Spannung und Dramatik durchaus überzeugend ist, zeigen sich bei der Figurenzeichnung schnell einige Schwachpunkte. Besonders Antonia, deren Verhaltensweisen nicht immer nachvollziehbar sind, kommt hier über weite Strecken sehr unsympathisch rüber und hat es mir bis zum Schluss sehr schwer gemacht, sie zu mögen, auch wenn sie im Laufe der Geschichte durchaus eine positive Entwicklung durchläuft. Auch bleiben einige der Nebencharaktere lange Zeit doch ziemlich blass und gewinnen erst zum Ende hin stärker an Kontur hinzu. Zudem hat der Autor an einigen Stellen doch etwas zu dick aufgetragen, hier wäre weniger meiner Meinung nach deutlich mehr gewesen. Trotz dieser Kritikpunkte überwiegen bei mir am Ende aber doch die positiven Leseeindrücke. Spätestens der fulminante Showdown, der einem mit seinen gut gesetzten Cliffhangern kaum Zeit zum Luftholen lässt, entschädigt für so manchen kleineren Schwachpunkt zuvor. Ein Nachwort, das aufklärt, was hier Dichtung und was Wahrheit ist, rundet das Ganze zudem noch hervorragend ab.  

Wer auf spannende und actionreiche Thriller aus eisiger Umgebung steht, wird hier insgesamt gut bedient und spannend unterhalten.