Rezension

Emma Hansen und die verschworene pfälzische Dorfgemeinschaft

Und die Schuld trägt deinen Namen - Jörg Böhm

Und die Schuld trägt deinen Namen
von Jörg Böhm

Jörg Böhm führt uns mit seinem zweiten Emma Hansen Krimi in ein Pfälzer Dorf, in dem einige Einwohner von ihrer Vergangenheit eingeholt werden. Ein erschreckend realistischer Ausflug in die menschliche Psyche, der tragischer kaum enden kann.

Inhalt:
Ein Winzer wird im Weinberg von seinem eigenen Traktor überfahren. Emma Hansen wird hinzugerufen und beginnt mit ihrem neuen Kollegen im kleinen Dorf Burrweiler an der pfälzischen Weinstraße zu ermitteln. Die Unfalltheorie ist spätestens dann vom Tisch, als ein weiterer Dorfbewohner auf mysteriöse Weise stirbt. Ihr muss es gelingen, die Dorfstrukturen zu verstehen, Beziehungen aufzudröseln und einer Spur zu folgen, die zu einem Ereignis führt, dass alle für längst vergessen hielten.

Setting und Stil:
Wir begleiten Emma Hansen in ein pfälzisches Dorf, das vom Weinbau lebt. Eigenheiten der Menschen und des Landstrichs werden gekonnt aufgenommen und dem Leser vermittelt. Man erfährt einiges über Weinanbau und warum die Pfalz durchaus eine Reise wert ist. Natürlich darf Emmas heimatliche Umgebung und ihr Arbeitsplatz auch nicht fehlen, sowie ihre Liebe zum Tanzen. Alles fügt sich zu einer Einheit und jeder Bereich erhält genug Raum.
68 Kapitel warten darauf gelesen zu werden, wobei verschiedene Charaktere zu Wort kommen und die Ermittler zeitweise sehr in den Hintergrund treten. Auch treten sie gerne getrennt voneinander auf, wodurch ihr Kennenlernen und aneinander gewöhnen fast eine zu kleine Rolle spielt.

Charaktere:
Emma und ihr neuer Partner sind erst auf dem Weg eine Einheit zu werden, da vor allem der erste Eindruck schon mal völlig misslingt. Da kommt der Fall natürlich gerade recht, um sie zu beschäftigen und von anderen Dingen abzulenken. Emma ist eine toughe Frau mit eigenen Kopf und Vorstellungen und wenn sie sich ein Ziel setzt, dann will sie es auch erreichen. Trotzdem hat sie an dem Fall und der Verschlossenheit der Dorfbewohner ziemlich zu kämpfen.
Die Dorfbewohner sind so, wie man sie sich vorstellt. Eine verschworene Gemeinschaft, in der jeder sein festes Bild von anderen hat.
Spannend ist die Rolle des Pfarrers. Die Person im Buch, die wohl am meisten überrascht.
Und dann gibt es natürlich noch den Täter, aber lasst euch mal selbst überraschen.

Geschichte:
Mord oder Unfall, Vorsatz oder Zufall. Das Opfer hat sich genug Feinde gemacht, der Weinberg ist begehrt und geheime Pläne für seine Nutzung verkomplizieren alles. Fremde gibt es in dem Dorf nicht und die Einheimischen trauen sich gegenseitig einiges zu. Ein Verwirrspiel, das man gemeinsam mit den Ermittlern entwirren darf. Eine äußerst gelungene Handlung, die den Leser mitfiebern lässt und zu einem Ende voller Überraschungen führt.

Fazit:
Ein Krimi, wie ich ihn liebe. Die Lösung ist logisch und Spuren sind durch ganze Buch verteilt, die Charaktere leben und die Ermittler wachsen einem schnell ans Herz. Eine lebendige Handlung, die zum Mitfiebern einlädt. Mir hat es sehr viel Spaß gemacht, in das Buch und das Dorf in der Pfalz abzutauchen und nach den vielen kleinen Geheimnissen der Bewohner zu forschen. Einen Krimi, den ich jedem Fan des Genres empfehlen kann und der auch ohne Kenntnis des ersten Teils problemlos lesbar ist.