Rezension

Emotional und dramatisch

Wir sind für die Ewigkeit -

Wir sind für die Ewigkeit
von Astrid Töpfner

Bewertet mit 5 Sternen

Ein Roman vor dem Hintergrund des Spanischen Bürgerkriegs. Mercedes muss mit ihrer Familie aus ihrer katalanischen Heimat fliehen, nachdem ihr Vater verhaftet wurde. Doch schnell stirbt ihre Mutter und sie verliert ihren Bruder Felix aus den Augen. Dafür lernt sie Agustí kennen, einen jungen Republikaner, mit dem sie nach Frankreich flüchtet und in den sie sich verliebt. Allerdings meint das Schicksal es nicht immer gut mit Mercedes …
Der Inhalt ist hier etwas schwerer zusammenzufassen, denn die Geschichte begleitet Mercedes Werdegang zwischen 1939 und 1950, inklusive aller Höhen und Tiefen. Durch den großen Zeitraum gibt es viele Zeitsprünge, die allerdings völlig unproblematisch sind. Wichtige Entwicklungen werden geschickt in die aktuellen Gegebenheiten eingeflochten, sodass auch Mercedes‘ persönliche Entwicklung stets nachvollziehbar bleibt.
Zu Beginn bleibt die politische Situation etwas unklar, wer wenig Ahnung von der spanischen Geschichte hat, fühlt sich damit vermutlich etwas verloren. Allerdings liegt hierin ein genialer Kniff: Mercedes hat als junge Frau, fast noch ein Kind, selbst wenig Ahnung von Politik. Sie weiß zwar, dass auf der einen Seite die Republikaner und auf der anderen Seite die Faschisten um Franco stehen, aber mehr eben auch nicht. Und mehr erfährt man als Leser auch nicht. Die Aufklärung erfolgt erst, als auch Mercedes mehr darüber lernt und ist dadurch auch nachvollziehbar für jene, die überhaupt keine Ahnung haben.
Der Stil ist bildhaft und emotional, sodass man beim Lesen eine kleine Zeitreise ins Spanien und Frankreich des letzten Jahrhunderts unternehmen kann und auf jeder Seite mit Mercedes leidet. Gut gefallen hat mir auch, dass die verschiedenen Sprachen eingebunden wurden – manche Figuren sprechen Katalanisch, in Frankreich sprechen sie natürlich Französisch und später ein wenig Spanisch. Die Übersetzung wird geschickt mitgeliefert, sodass man sich darüber beim Lesen nicht den Kopf zerbrechen muss (obwohl mit ein wenig Kenntnis anderer romansicher Sprachen selbst das Katalanisch gut verständlich wäre).
Mercedes ist als Protagonistin nicht nur unglaublich sympathisch, sie ist auch eine taffe junge Frau, die durch die vielen Schicksalsschläge über sich hinauswächst. Trotz der Emotionalität, die das Buch beinhält, muss man nicht miterleben, wie sie im Selbstmitleid versinkt und sich auch nicht durch Seitenlange innere Monologe, wie schlimm doch alles ist, quälen – etwas, das mich persönlich sehr gestört hätte.
Agustí ist von anhieb sympathisch und stellt den Ausgleich zu Mercedes und ihrer desinteressierten Unwissenheit der Politik dar. Auch wenn er so seine Eigenheiten hat und damit zu einer Figur mit Ecken und Kanten wird.
Auch die anderen Personen, denen Mercedes auf ihrer langen Reise begegnet, sind Interessant gestaltet und haben alle ihren eigenen Touch, sodass es Spaß macht, jede und jeden von ihnen näher zu kennen lernen – auch wenn man nicht alle unbedingt gut kennenlernt, manche verschwinden „zu schnell“ wieder aus Mercedes‘ Leben.
Trotz dieser Fülle an Figuren ist es kein Problem die Namen und Personen auseinander zu halten. Nicht nur, weil sie alle so verschieden sind, sondern auch weil sie – wie im realen Leben – Mercedes eben nicht auf ihrem gesamten Weg begleiten. Ein Aspekt, den sich sehr realistisch gestalten fand. In verschiedenen Lebensabschnitten sind andere Menschen wichtig für Mercedes. Nur Agustí und Felix stellen eine Konstante dar, auch wenn Mercedes sie zu früh aus den Augen verliert.
„Wir sind für die Ewigkeit – Hoffnung“ ist erst der Auftakt der Spanien-Saga und ich kann sagen: ich freue mich jetzt schon auf den zweiten Band, der bald erscheinen wird. Von mir eine klare Leseempfehlung, vor allem für Fans von emotionalen Romanen und jenen, die mehr über die Spanische Geschichte erfahren wollen.