Rezension

Etwas langatmig, ansonsten einfühlsam beschriebene, tief gehende Themen

Wellness -

Wellness
von Nathan Hill

Bewertet mit 4 Sternen

Das Cover zeigt mittig ein rotes Dreieck, seit Jahrtausenden ein wichtiges Symbol in vielen Kulturen und Glaubensrichtungen. Es symbolisiert als geometrische Form eine Einheit. Das Paar darin verkörpert die Hauptfiguren Elisabeth Augustine und Jack Baker, deren Lebens- und Liebesgeschichte und allgemein verständliche Gedankengänge zu philosophischen, psychologischen Themen beschrieben werden. Diese Ehegeschichte – platziert in das Chicago der 90-ger Jahre - sie beschreibt nicht nur beider Ängste, Zwänge und Hoffnungen seit ihrer sehr verschiedenen Kindheit. In vielen Zeitsprüngen wird auch auf weit zurück liegende Familienhistorie eingegangen. Charakterlich sehr verschieden ist Jack von Elisabeth – er, der von Land kommende Künstler ohne Geld mit seiner abstrakten Fotokunst und sie, die Psychologie-Studentin aus einer reichen und angesehenen Familie mit ihrer Wissenschaft um die Wirkung von Placebos. Beide Außenseiter wollen sich eine eigene Identität aufbauen. Thematisch geht es um die Herausforderungen der Elternschaft, stockenden Karrieren, der Eigenheimfinanzierung, um  offene Beziehungen, um viele Selbstzweifel etc. in tief gehenden psychologischen Zusammenhängen, sprachlich bildhaft untermalt. An Gesellschaftskritik wird nicht gespart: Jacks Universitätsmeeting mit dem Finanzvorstand, seiner Arbeit und unterdurchschnittlichem Erfolg, sein datengesteuertes, dubioses Fitnessprogramm, seine Facebook-Kontakte zu seinem Vater und Algorithmen. Bei Elisabeth geht es um die United Airlines und deren Einsparungen durch Placebo-Effekte. Interessant sind die Beschreibung der früher üblichen, kontrollierten Präriefeuer und die versteckte, teuflische Wirkungsweise moderner Medien. Insgesamt geht es um die Suche nach Halt und Gewissheit in unsicheren Zeiten, unabhängig von familiärer Prägung, trotz aller Widrigkeiten.