Rezension

Fällt gegenüber den Vorgängern etwas ab

Gut Greifenau - Goldsturm - Hanna Caspian

Gut Greifenau - Goldsturm
von Hanna Caspian

Bewertet mit 4 Sternen

Buchmeinung zu Hanna Caspian – Gut Greifenau - Goldsturm

„Gut Greifenau - Goldsturm“ ist ein historischer Roman von Hanna Caspian, der 2020 bei Knaur TB erschienen ist. Dies ist der vierte Band der Serie um Gut Greifenau.

Zum Autor:
Hanna Caspian, geb. 1964, studierte Literaturwissenschaften, Politikwissenschaft und Sprachen in Aachen und arbeitete danach lange Jahre im PR- und Marketingbereich. Mit ihrem Mann lebt sie heute als freie Autorin in Köln, wenn sie nicht gerade durch die Weltgeschichte reist.

Inhalt:
Hinterpommern 1919: Der Kaiser ist gestürzt und die Novemberrevolution ist abgewendet. Alle hatten gehofft, dass nach dem Kriegsende endlich Ruhe und Normalität einkehrt. Doch von einer Idylle auf Greifenau kann keine Rede sein. „Goldsturm“, der 4. Band der Gut-Greifenau-Reihe, führt durch die Höhen und Tiefen der blutjungen demokratischen Republik. Die geliebten und gehassten Figuren erleben einen fulminanten Ritt mitten rein in die Hyperinflation.

Meine Meinung:
Mit hohen Erwartungen bin ich in dieses Buch eingestiegen und in weiten Teilen sind diese auch erfüllt worden. Die Geschichte beginnt im Oktober 1919 und endet im September 1923. Der Schreibstil der Autorin ist eindringlich und recht gefühlsbetont und lässt sich flüssig lesen. Wie in den Vorgängerbänden gibt es viele Erzählperspektiven, die die Ereignisse aus allerlei Sichten beleuchten. Dabei gelingt es der Autorin, die einzelnen Erzähler glaubhaft und lebensnah zu beschreiben. Ich bin auf viele Bekannte getroffen, manche auch in einer anderen Rolle als zuvor. Meist sind es wieder Geschichten und Geschichtchen im Umfeld des Gutes, aber auch der Familie Urban wird mehr Raum gewidmet. Generell ist der Grundton etwas dunkler als in den Vorgängerbänden, was vor allem den Folgen der Inflation und einigen heftigen Schicksalsschlägen zuzuschreiben ist. Viele der Figuren stehen auf der Verliererseite, nur wenige profitieren von der aktuellen Lage, allen voran reiche Industrielle. Man merkt der Erzählung die umfassende Recherche an und folgt den historischen Ereignissen von gescheiterten Regierungen, dem Kapp-Putsch, der Besetzung des Ruhrgebietes, diversen politischen Attentaten und streikenden Arbeitern, die meist nur in Nebenhandlungen eine Rolle spielen. Die Inflation führt zu Hungersnöten und auch auf Gut Greifenau merkt man die Auswirkungen. Gut Greifenau steht auch für eine Struktur aus Herrschaften, Dienstpersonal und Pächtern, die zunehmend unter Druck gerät. Besonders hier und bei den Großindustriellen wird der Werteverfall deutlich. Und doch hat mir dieser Band nicht so gut gefallen wie die Vorgänger, weil manche Punkte wiederholt thematisiert wurden und sich das Mitfiebern mit den Beteiligten nicht so einstellte wie gewohnt.
 

Fazit:
Der Roman erreicht nicht ganz das Niveau der Vorgänger, bietet aber weiterhin gute Unterhaltung. Von mir gibt es vier von fünf Sternen (80 von 100 Punkten) und eine klare Leseempfehlung.