Rezension

Höhen und Tiefen eines Familiengutes in Zeiten der Weimarer Republik

Gut Greifenau - Goldsturm - Hanna Caspian

Gut Greifenau - Goldsturm
von Hanna Caspian

Bewertet mit 4 Sternen

"Gut Greifenau - Goldsturm" von Autorin Hanna Caspian ist der 4. Band der Gut Greifenau-Reihe, die im Knaur Verlag erscheint.

Der Erste Weltkrieg ist überstanden, die Reparationszahlungen zwingen die junge Republik jedoch in die Knie. Hyperinflation und Hungersnot machen der Bevölkerung zu schaffen. Auch auf dem pommerschen Gut Greifenau sieht es alles andere als zufriedenstellnd aus. Die Folgen des Krieges und die Misswirtschaft machen Konstantin und Rebecca zu schaffen. Das Gut wirft nicht genügend ab, um die Brüder auszuzahlen und er Mutter eine Apanage zu finanzieren. Es muss außerdem ein Erbe her. Kann das Gut diese Zeit heil überstehen?

Dieses ist der erste Band, den ich von dieser Reihe gelesen habe. Vielleicht nicht die richtige Entscheidung, aber ich habe mich durch die vielen Personen hindurchgekämpft. Mit etwas Vorwissen wäre es mir sicherlich etwas leichter gefallen. 

Dennoch muss ich sagen, dass ich dem Erzähl und den Vorgängen gern gefolgt bin und ich die Gutsbesitzer und die Dienerschaft interessiert begleitet habe.  

Konstantin versucht wacker, alles zu tun, um das Gut zu halten. Sie müssen sich mit allem einschränken, können nicht alle Dienstboten mehr halten. Zusätzlich machen ihm seine Brüder und Mutter Feodora das Leben schwer. Sein Schwager Julius hilft ihm, allerdings gehört ihm dann auch das Gut mit. Am meisten habe ich mit Rebecca mitfühlen können, die einen Schicksalschlag verarbeiten muss und es mit ihrer adligen Schwiegermutter Feodora schwer hat. Die Standesdünkel wurden selbst in schlechten Zeiten nicht abgelegt. Dabei ist nicht genügend Geld für die Bediensteten vorhanden und jeder muss eigentlich mitanpacken. Doch auch unter der Dienerschaft sind Hierarchien gewachsen und sie sind wie Caspers nicht gewillt, Aufgaben anderer mitzuübernehmen. Am Ende bleibt ihm aber nichts anderes übrig.  

Katharina und Julius sind glücklich und leben im Luxus, trotzdem träumt sie noch vom Medizinstudium. 

Hier werden bewegende Zeiten beschrieben, die Recherche der Autorin ist sehr gelungen und die herrschenden Probleme erlebt man anschaulich und sehr nahe mit. Durch die Verarmung des Adels verlor auch die Dienerschaft ihre Arbeit. Die Hyperinflation sorgte für Hunger und Elend in der Bevölkerung, Neureiche kamen zu Vermögen. 

 

Wer die Vorbände kennt, ist mit den Figuren mehr verbunden und wird sicherlich die Ereignisse noch betroffener wahrnehmen. 

Für mich ist das ein ausgereifter Roman, der den Zeitgeist authentisch wiedergibt und die politische und gesellschaftliche Entwicklung des Landes gut erklärt und auf dieser Grundlage eine fiktive Geschichte erzählt, die die Not der Menschen nur allzu deutlich schildert.