Rezension

Falsche Erwartungen...

Stimmen in der Nacht - Laura Brodie

Stimmen in der Nacht
von Laura Brodie

Bewertet mit 3 Sternen

Im Haus der Dozentin Emma endet eine harmlose Studentenparty mit einem Ausbruch von Gewalt. Ihre kleine Tochter Maggie hat alles mit angesehen. Zehn Jahre später kommen die Erlebnisse von damals wieder hoch. Sie selbst weiß nur, dass ihr ihre neue Mathelehrerin, die ihr nie ins Gesicht sieht, unheimlich ist. Was ist vor zehn Jahren wirklich geschehen?

Angetrunkene Studenten betreten das Grundstück der Dozentin Emma. Da sie die Studenten kennt, tritt sie ihnen entgegen und fordert sie auf zu gehen. Doch die Situation gerät außer Kontrolle, und es kommt zu einem Ausbruch von Gewalt. Emmas kleine Tochter Maggie hat zu allem Übel auch noch alles mit angesehen.
Neun Jahre später kommen die Erinnerungen und die Alpträume von damals wieder hoch. Maggie gruselt sich beim Anblick ihrer neuen Lehrerin in Geometrie und versucht ihr aus dem Weg zu gehen. Was ist vor neun Jahren wirklich geschehen?

Klappentext und Prolog des Buches waren hochspannend und ließen mich einen fesselnden Thriller erwarten. Beim Weiterlesen wurde ich jedoch schnell eines Besseren belehrt.
Auch wenn sich das gesamte weitere Geschehen auf das Ereignis der Nacht vor neun Jahren bezieht, geht es im Wesentlichen v.a. darum, was dieses Ereignis letztlich ausgelöst hat. Wie es das Leben der Beteiligten beeinflusst und verändert hat, mit welchen Folgen sie heute noch zu kämpfen haben und welche Fragen bis zum heutigen Tag noch ungeklärt sind...

Aufgegliedert ist das Buch in die vier Abschnitte "Zeugin", "Komplizin", "Opfer" und "Gerechtigkeit", und erzählt wird die Geschichte aus wechselnden Perspektiven der seinerzeit Beteiligten.
Was einerseits die Chance bietet, das Geschehen vor neun Jahren aus verschiedenen Sichtweisen kennenzulernen, handelt die Autorin andererseits leider so ab, dass sie allen Perspektiven dieselbe Gewichtung zumisst. Ausführlich werden die Personen, ihre Charaktere, damaligen und heutigen Lebensumstände, Ängste, Hoffnungen und Beweggründe beleuchtet - was leider die Geschichte phasenweise unglaublich in die Länge zieht.

Um es kurz zu machen: meine anfänglichen Erwartungen wurden nicht erfüllt, und streckenweise fand ich das Buch schlichtweg langweilig. Eher amateurhafte Psychologiestudien weckten in mir mehr als einmal den Wunsch, einfach nur querzulesen.
Der Schreibstil war zum Glück flüssig und unkompliziert, so dass sich der Text auch so recht schnell lesen ließ. Leider konnte mich auch das Ende nicht überzeugen - ich fand es zu simpel und einfallslos.

Insgesamt hatte ich mir etwas anderes und Spannenderes erhofft, so dass ich das Buch nur bedingt weiterempfehlen kann.