Rezension

Leider nicht besonders spannend

Stimmen in der Nacht - Laura Brodie

Stimmen in der Nacht
von Laura Brodie

Bewertet mit 3 Sternen

In der letzten Woche vor dem College-Abschluss bemerkt die Dozentin Emma abends drei Studenten auf ihrem Grundstück. Sie fordert die kleine Gruppe auf, sich einen anderen Ort für ihr Beisammensein zu suchen. Unter einem Vorwand gelingt es den Studenten allerdings, sich Zugang zum Haus zu verschaffen. Entsetzt muss Maggie, die fünfjährige Tochter der Dozentin, mit ansehen, wie die Situation eskaliert und in einem grauenhaften Blutbad endet. Neun Jahre später kommen Maggies Albträume zurück. Plötzlich muss sie sich ihren alten Ängsten erneut stellen. Doch warum ausgerechnet jetzt? Ist die neue Mathematiklehrerin etwa der Auslöser dafür?

Meine Meinung

Laura Brodies Roman startet mit einem hochspannenden Prolog, der vermuten lässt, dass es sich bei der Erzählung um einen Thriller handelt. Man beobachtet, wie die schicksalhaften Ereignisse des damaligen Abends ihren Lauf nehmen und kann die unterschwellige Bedrohung beim Lesen förmlich spüren. Das Interesse an der Handlung ist damit sofort geweckt. Man stellt eigene Vermutungen darüber an, welche grausamen Szenen sich wohl im Haus abgespielt haben mögen.

In der Gegenwart muss Maggie sich ihren erneuten Albträumen stellen. Bisher hat sie mit niemandem darüber gesprochen, was damals wirklich geschehen ist. Maggie ist eine sehr sympathische Hauptprotagonistin. Man merkt, wie sehr die Albträume sie belasten und leidet förmlich mit ihr. Dadurch fällt es leicht, sich auf die Handlung einzulassen. Man folgt gebannt dem Geschehen und kann es kaum erwarten, der Vergangenheit auf die Spur zu kommen. Laura Brodie versteht es dabei hervorragend falsche Fährten auszulegen, denen man nur allzu bereitwillig folgt. Eine kaum vorhersehbare Wendung sorgt schließlich dafür, dass man das bisher Gelesene noch einmal komplett überdenken muss. Leider lässt ab diesem Moment die aufgebaute Spannung schlagartig nach. Die Handlung plätschert dann eher gemächlich vor sich hin und verliert sich sogar etwas in langatmigen Ausführungen und Nebensächlichkeiten.

Der Schreibstil ist flüssig und angenehm lesbar. Stellenweise ist er allerdings etwas zu detailliert, sodass man beim Lesen der entsprechenden Szenen gelegentlich in Gedanken abschweift. Die Charaktere sind durchweg glaubhaft beschrieben. Man kann sich mit ihnen identifizieren und ihre Handlungen nachvollziehen. Da man das Geschehen aus verschiedenen Perspektiven betrachtet, bekommt man einen umfassenden Eindruck von den Beteiligten.

Insgesamt gesehen habe ich mich beim Lesen gut unterhalten. Nicht weniger, doch leider auch nicht mehr. Nach dem spannenden Einstieg und der ziemlich überraschenden Wendung, fiel die aufgebaute Spannung für meinen Geschmack zu sehr ab. Der weitere Verlauf konnte mich leider kaum noch fesseln. Obwohl ich weiß, dass es sich bei der Erzählung um einen Roman und nicht um einen Thriller handelt, kann ich mich deshalb nur zu einer mittelmäßigen Bewertung durchringen.