Rezension

Faszinierende Idee mit Potenzial zum Ausbauen

Twin Souls 01 - Die Verbotene - Kat Zhang

Twin Souls - Die Verbotene
von Kat Zhang

Das Buch stand schon länger auf meiner Wunschliste, denn die Idee, dass zwei Seelen sich einen Körper teilen, hat mich schon immer fasziniert. Wobei ich sagen muss, dass ich die Vorstellungen auch beängstigend finde, denn ich persönlich habe gerne die Möglichkeit, mich mal zurückziehen und meinen Frieden zu haben.
An sich gefällt mir auch die Umsetzung dieser Idee eigentlich ganz gut, doch es gibt viele Kleinigkeiten, die den Gesamteindruck dann doch stören und mich nur zu drei Brillen in der Bewertung bewegt haben.

Das fängt mit den beiden Schwestern an. Eva ist sehr interessant, sie ist ausgearbeitet, vielfältig und vor allen Dingen mitfühlend. Über sie - die ja auch die Erzählerin des Buches ist - erfährt man dadurch so einiges. Gleichzeit ist sie mir aber auch zu duldsam, sie resigniert gerade am Anfang des Buches und lebt in Addies Körper einfach so vor sich hin. Es ist allgemein so, dass ich zu wenige Konflikte vorfinde: Zwei Schwestern mit sehr unterschiedlichen Charakteren teilen sich einen Körper, nur eine von ihnen ist aktiv - warum gibt es da nicht mehr Streit? Das Potenzial dazu wäre da! Ich erwarte das auch, denn schon normale Schwestern mit zwei Körpern haben immer mal wieder Streit... das wäre für mich irgendwie logisch gewesen.
Allgemein habe ich auch das Gefühl, über Addie einfach durch Evas Ich-Erzähler-Position nicht so viel zu erfahren. Interessant ist das aber durchaus: Für uns Leser ist Eva sozusagen die Dominante, während die anderen Figuren mit Addie zu tun haben.

Auch die Antagonisten haben mich etwas enttäuscht. Sie sind einfach nur stereotyp. Man weiß nicht, was sie machen, man weiß nicht, warum sie es machen. Man weiß nichts, außer dass sie beängstigend für die Kinder sind und ziemlich gut darin, falsche Lächeln aufzusetzen. Es wirkt in diesem Band wie eben dieses Lächeln - aufgesetzt und erwzungen. Warum sind Hybride gefährlich? Warum fürchtet die Regierung sie scheinbar? Es gibt lauter offene Fragen, die nicht beantwortet werden. Hintergrundinformationen erfährt man in diesem Buch kaum - es bleibt zu hoffen, dass sich dies in den weiteren Teilen noch ändert. Wobei ich hier eigentlich gar nicht das Bedürfnis habe, unbedingt die Fortsetzungen lesen zu wollen. Die Verbotene hätte auch gut abgeschlossen sein können. Ich habe einfach nicht das Gefühl, unbedingt wissen zu müssen, was jetzt noch weiter geschieht.

Dabei gefällt mir die Idee an sich wirklich gut und ich habe das Buch auch sehr schnell gelesen. Es ist eigentlich fesselnd, wenn auch der Teil in der Klinik etwas langatmig geworden ist. Zwar wird dort eben dieser Umgang mit den Hybriden schön dargestellt, aber da ihr Alltag ziemlich eintönig ist, ist auch das Buch an dieser Stelle so geworden. Doch Anfang und Schluss sind dafür umso rasanter und ziehen einen richtig mit!

Fazit

Das Buch ist mitreißend, die Geschichte an sich definitiv toll, doch gerade bei den Charakteren und den Hintergrundinformationen gibt es für mich noch durchaus Entwicklungspotenzial. Dennoch eine solide Dystopie mit einer faszinierenden Idee.