Rezension

Frauen im Widerstand

Wir waren nur Mädchen -

Wir waren nur Mädchen
von Buzzy Jackson

Bewertet mit 5 Sternen

Verzet! Widerstand! Bliif menslik - Bleib menschlich

 

“Wir waren nur Mädchen” ist das Erstlingswerk der amerikanischen Autorin Buzzy Jackson und wurde von Christine Strüh ins Deutsche übersetzt. Das Buch ist die belletristische Biografie von Jannetje Johanna „Jo“ oder Hannie Schaft (1920-1945), die in den Niederlanden als Widerstandskämpferin gegen die Besatzung der Nationalsozialisten bekannt ist. Anders als Anne Frank kennt man Hannie Schaft außerhalb der Niederlande kaum, was sich mit diesem biografischen Roman bestimmt ändern wird.

 

Zunächst ist Hannie eine eher schüchterne Jura-Studentin, die es gewöhnt ist, das zu tun, was man von ihre erwartet. Doch als sie die Repressalien der deutschen Besatzer gegen die jüdische Bevölkerung Amsterdams hautnah miterlebt, denn ihre besten Freundinnen Sonja und Philine sind Jüdinnen, weiß sie, dass sie etwas dagegen tun muss. Sie arbeitet zwei Mal in der Woche als Freiwillige im Flüchtlingskomitee. Dort lernt sie Schwester Dekker kennen, die für den Widerstand arbeitet.

 

Langsam beginnt ihre Wandlung von der schüchternen, beinahe unsichtbaren Studentin zum „Mädchen mit dem roten Haar“, das bis zu ihrer Verhaftung 1945 zahlreiche Anschläge auf die verhassten Besatzer begeht.

 

Allerdings weigert sich Hannie ebenso wie Truus Oversteegen ein Bombenattentat gegen das Amsterdamer Kaufhaus zu unternehmen, da viel zu viele Zivilisten dabei sterben würden. Ebenso waren die beiden Widerstandskämpferinnen nicht dafür zu haben, die Kinder von Arthur Seyß-Inquart zu entführen: „Wir sind nicht wie die Nazis. Wir gehören zum Widerstand und töten keine Kinder.“

 

Meine Meinung:

 

Mir ist der Name Hannie Schaft bereits früher, als Mitglied einer kommunistischen Widerstandsgruppe untergekommen. Allerdings habe ich bislang wenig Gelegenheit gehabt, mich mit ihr auseinanderzusetzen. Der Mann meiner Freundin ist Niederländer und hat mir bei unserem Treffen vor einigen Wochen von „Het meisje met het rode haar“ („das Mädchen mit dem roten Haar“) erzählt. Da musste ich doch zu diesem Buch greifen.

 

Die historischen Fakten zu dieser Romanbiografie sind penibel recherchiert. So ist auch die Geschichte der beiden Schwestern Truus (1923-2016) und Freddie (1925-2018) Oversteegen, die ebenfalls in der Widerstandsgruppe „Raad van Verzet“ tätig waren, in den Roman eingeflochten. Dennoch handelt es sich hier ausdrücklich um keine Biografie, da es zahlreiche Lücken im kurzen Leben der Hannie Schaft gibt, die Buzzy Jackson behutsam mit schriftstellerischer Freiheiten auffüllt. Daher ist es unbedingt notwendig, das Nachwort zu lesen, denn hier enthüllt die Autorin was Fakt und Fiktion ist. Sie berichtet auch über das weitere Schicksal von Sonja, Philine sowie den anderen echten Personen des Buches.

 

Dass Hannie Schaft einige der verhassten Besatzer töten konnte, liegt vor allem daran, dass die Nazis Frauen und Mädchen nichts oder nur sehr wenig zugetraut haben. Doch als sie Ende März 1945 verhaftet wird, bekommt sie die volle Macht des NS-Regimes zu spüren. Sie wird tagelang gefoltert und am 17. April 1945 in den Dünen von Bloemendaal erschossen, obwohl es ein Abkommen gab, keine Hinrichtungen an Frauen (mehr?) vorzunehmen.

 

Nach dem Selbstmord Hitlers und der Kapitulation Nazi-Deutschlands am 8. Mai 1945 werden wenig später am Strand von Bloemendaal die Leichen von 422 Widerstandskämpfern geborgen, darunter jene von Hannie Schaft, der einzigen Frau unter ihnen.

 

Fazit:

 

Dieser Romanbiografie, die Jannetje Johanna „Jo“ oder Hannie Schafts Wandlung von der schüchternen Jura-Studentin zur Widerstandskämpferin eindrucksvoll nachzeichnet, gebe ich 5 Sterne und eine Leseempfehlung.