Rezension

Fremde und Verlorene

Fast ein neues Leben -

Fast ein neues Leben
von Anna Prizkau

Bewertet mit 5 Sternen

„Einfacher war es, alles zu verstecken, was anders war. Deshalb versteckte ich meine Eltern, meine alte Sprache. Ich ahnte, dass ich mich selbst betrog.“ [62]

„Fast ein neues Leben“ von Anna Prizkau kommt leise, unaufgeregt und sachlich daher. Weil das ganze sprachlich so präzise ist, sind die zwölf Kurzgeschichten umso intensiver, steckt in ihnen doch viel Gesellschaftskritik. Das Hauptthema ist dabei „Fremdsein“ und wird durch die Ich-Erzählerin und die distanzierten Betrachtungen auf eine besondere Weise zu den Lesern *innen vermittelt.

Das Gefühl immer eine Fremde zu bleiben umtreibt die Protagonistin. Wir erfahren nicht nur wie Diskriminierung, sexuelle Belästigung und Rassismus der Protagonistin widerfahren, sondern auch, dass diese selbst nicht frei von Vorurteilen und den daraus resultierenden Fehlern ist.

„In dieser Nacht ahnte ich es, ahnte, was eine Lüge machen kann, versuchte, es so schnell wie möglich zu vergessen.“ [80]

Es sind Geschichten aus dem Alltag, die Spielraum für eigene Interpretationen zulassen und auch fordern, die auch zeigen, dass Schweigen fatale Folgen haben kann.

Obwohl das Buch nur etwas mehr als hundert Seiten hat, zeigt es eine beachtliche Tiefe, weckt Emotionen.