Rezension

Freundschaftsbande

Heldinnen werden wir dennoch sein -

Heldinnen werden wir dennoch sein
von Christiane Wünsche

Bewertet mit 4 Sternen

Der Freitod von Frankie erschüttert die Frauen Susie, Helma, Ute und Ellie, die alle Mitte 50 sind und in der Schulzeit einmal eng befreundet waren. Und auch Lisa, Frankie's Patenkind und Tochter der verstorbenen fünften Freundin Marie ist untröstlich.

Was macht Fraundschaft aus und was erschüttert sie oder lässt sie vielleicht zerbrechen? Mit diesen Fragen beschäftigt sich dieser feinfühlige Regionalroman, der im niederrheinischen Kaarst angesiedelt ist und bei mir wohlige Heimatgefühle erzeugt hat.

Um die Leser nicht mit den vielen Charakteren, die wir gleich zu Anfang kennenlernen zu verwirren, werden die wichtigsten Personen schon in der Innenseite des Buchdeckels kurz vorgestellt, was sehr hilfreich ist und nicht spoilert. Die kleine Karte von Kaarst mit den wichtigsten Schauplätzen gefiel mir ebenfalls richtig gut.

Die Kapitel tragen jeweils die Namen der Frau als Überschrift , aus deren Sicht in der Folge erzählt wird. Es wird sowohl Bezug genommen auf das Leben der Frau heute, und es schließt sich jeweils ein Rückblick an, in die Jugendzeit, die die Frauen gemeinsam in den 70er und 80er Jahren zusammen erlebt haben, die Zeit in der sie Freundinnen wurden mit Frankie als Hahn im Korb in ihrer Mitte. Das Frankie anders war als die anderen Jungs in ihrem Umfeld war den Mädchen wohl klar, dass er homosexuell war, haben sie nicht alle direkt verstanden. Auch in Frankie's Gefühlswelt darf man als Leser immer mal wieder eintauchen.

Frankie ist der beste Freund, den man sich denken kann, umso schlimmer ist es mitzuerleben, wie er aufgrund seiner Andersartigkeit täglich schikaniert wird. Die Freundinnen sind in ihrem Wesen sehr unterschiedlich, ob ernst und strebsam oder naiv und um Aufmerksamkeit bemüht. Sie sind typische Jugendliche mit Ecken und Kanten, die herzlich und lieb sind aber auch enttäuschen. Sjie alle machen eine Entwicklung durch und wachsen an ihren Fehlern. Es ist nie zu spät noch die Kurve zu kriegen und so tröstlich wenn Freunde verzeihen können. Ich fand die Charaktere im Großen und Ganzen, authentisch, auch wenn die Autorin mal ein Klischee gestreift hat, hat mich das nicht so gestört.

Der Roman lässt sich flott lesen und hat mich gut unterhalten.Die Geschichte hatte nicht sehr viel Überraschendes für mich Ich ahnte schon oft, was passieren würde. Trotzdem war es eine lohnende, vielschichtige Lektüre, die  mich angeregt hat, über lebenslange Freundschaften nachzudenken. Interessant wie nachhaltig einen Erlebnisse aus der Jugend prägen, aber das ist wirklich so.