Rezension

Für Fans von Brunetti und Montalbano

Der freie Hund - Wolfgang Schorlau, Claudio Caiolo

Der freie Hund
von Wolfgang Schorlau Claudio Caiolo

Bewertet mit 3.5 Sternen

Commissario Morello wird aus seiner Heimat Sizilien nach Venedig versetzt, da die Mafia seine Ermordung befohlen hat. Doch in Venedig ticken die Uhren anders und er muss sich gewaltig umstellen, wenn er hier bestehen will. Zudem sind seine Mitarbeiter ebenso wenig über seine Versetzung erfreut wie er selber. Kaum in Venedig angekommen, geschieht ein Mord und nun wird sich zeigen, ob er sich an seiner neuen Arbeitsstätte behaupten kann…

Beim Lesen ist mir sofort das ausgeprägte italienische Flair des Buches aufgefallen. Ich musste an die Bücher von Donna Leon und Andrea Camilleri denken. Immer wieder dreht sich alles um die Schönheit der Städte und das gute Essen. Auf den ersten Blick erscheint alles freundlich und sonnig. Erst auf den zweiten Blick tuen sich die Abgründe des menschlichen Daseins auf.

Wolfgang Schorlau und Claudio Caiolo bedienen sich in ihrem ersten gemeinsamen Buch „Der freie Hund“ eines aktuellen umweltpolitischen Themas, welches Venedig und viele andere Städte weltweit bewegt: Sie werden von Touristen überschwemmt, seitdem Kreuzfahrten zu einem Massenphänomen geworden sind, das sich jeder leisten kann. Nicht nur fallen die Touristen wie Heuschrecken in diese einzigartige Oase, die Venedig darstellt, ein. Auch die Schiffe selbst schaden dieser Stadt, die im Wasser gebaut ist und vernichten sowohl die Bauwerke als auch den Untergrund, auf dem Venedig errichtet wurde. Diese umweltpolitische Katastrophe belegen die beiden Autoren mit interessanten Fakten und Zahlen.

Genauso, wie sie einen spannenden Einblick in die Verflechtungen der italienischen Politik mit der Mafia liefern. Über vieles davon habe ich noch nie nachgedacht und mir war bislang auch noch nicht klar, wie sehr die Mafia ihre Interessen bereits bei der Wahl ihrer Politiker durchsetzt.

Die Darstellung der Auswirkungen von Massentourismus und der Verknüpfung von Politik und Verbrechen sind die Bereiche, die das Buch interessant gemacht haben. Denn über weite Teile wirkt die Handlung eher seicht und oberflächlich. Das Buch ist vergleichbar mit den Büchern über Commissario Brunetti bzw. Commissario Montalbano. Wir begleiten Commissario Morello immer wieder auf ausgedehnten Streifzügen durch Venedig und die kulinarische Landschaft Italiens.

Die Erwartungen, die ich als Leserin an einen politischen Krimischreiber wie Wolfgang Schorlau gesetzt habe, waren sehr hoch. Dabei fehlte mir in diesem Buch die von ihm bekannte Tiefgründigkeit und der politische Biss. Lediglich bei der Beschreibung der Beziehung zwischen Politik und Mafia, habe ich diese gefunden.  

Fazit: ein massentauglicher Krimi, der sich gut im Urlaub am Strand lesen lässt.