Rezension

Für meinen Geschmack zu überzogen

Fuck the Möhrchen - Barbara Ruscher

Fuck the Möhrchen
von Barbara Ruscher

Bewertet mit 3 Sternen

Mias Geschichte beginnt während ihrer Geburt, Mia noch im Mutterleib. Wir sehen die Welt, wie Mia sie sieht. Und stellen fest: Babys bekommen mehr mit, als man denkt. Jeden noch so kleinen Streit ihrer Eltern bemerkt sie und versucht dann auch, beiden zu helfen. Die merken das jedoch meist gar nicht und schimpfen mit ihr.

Zu Beginn fand ich es noch sehr lustig, wie politisch unkorrekt Mia ihre Welt beschreibt.

"Dann sehe ich mich erst mal in unserem Palast (Kreißsaal, Anm. d. Bloggerin) um und schreie entsetzt los, denn die Wände hat Gudrun-Rudolf-Steiner Wiebkötter in gebärmutterfarbenem Rosa gestrichen – zum Glück bin ich ein Mädchen, sonst müsste ich mit Sicherheit sofort schwul werden." (S. 6)

Auch ihre Missverständnisse haben mich häufig zum Lachen gebracht.

"Zu meinem Entsetzen wache ich nach meinem ersten Schlaf […] nicht alleine auf. Neben mir liegt eine vollständig behaarte Gestalt mit einem Knopf im Ohr und grinst mich an. […] Ich fasse es nicht. Mama und Papa haben mich heimlich verheiratet." (S. 9)

Doch irgendwann wendete sich das Blatt. Ich war verwirrt. Und genervt. Denn wie kann es sein, dass die kleine Mia weiß, was schwul bedeutet und auch die Institution Ehe kennt, aber dann wiederum nicht weiß, was z.B. eine Samen-Spende ist. Ebenso kennt sie Pastinaken nicht, weiß aber durchaus, was ein Nackensteak ist, was Schwein ist und vor allem auch, was Antipasti sind.

Es ist sicherlich ein schmaler Grat, den die Autorin hier geht. Klar, dass Mia schon einige „erwachsene“ Sachen kennen muss, denn sonst wäre es ja halb so lustig.

Selbst die Frühförderung erklärt nicht, weshalb sie alles „etepetete“-artige kennt, aber stinknormale Sachen ihr vollkommen fremd sind.

Auch fand ich an mehr als einer Stelle die Wortwahl ziemlich ungeeignet. Ja, sicher, es ist eine Satire und soll daher überspitzt sein. Aber manchmal ist weniger einfach mehr. Am ersten Tag ihres Lebens nennt der Teddy die Mutter „Pinocchio-Schlampe“. Ich bitte euch. Das hat meinen Lesespaß dann doch ziemlich verringert.

Trotz alledem würde ich das Buch weiterempfehlen, denn es hat mich gut unterhalten.