Rezension

Für mich liegt der Fokus zu sehr auf den Liebesgeschichten

Nächstes Jahr in Havanna - Chanel Cleeton

Nächstes Jahr in Havanna
von Chanel Cleeton

Bewertet mit 3 Sternen

Kuba 1958: Die reichen Familien leben ihr Leben abseits der Kubaner, denen es weniger gut geht, und die sich von Fidel Castros Revolution ein besseres Leben erhoffen. Die Familie Perez ist durch Zucker reich geworden, die vier Töchter leben ein Leben im goldenen Käfig, nicht arbeiten, reich heiraten ist die Devise. Dennoch gönnen sich die drei älteren hin und wieder kleine Fluchten, und so lernt Elisa den Revolutionär Pablo kennen und lieben. Doch als die Familie 1959 ins Exil nach Florida geht, verlässt auch Elisa Kuba.

60 Jahre später reist Elisas Enkelin Marisol nach Kuba, um dort die Asche ihrer Großmutter zu verstreuen, und endlich das Land kennen zu lernen, dem sie sich verbunden fühlt. Auch Marisol lernt einen Mann kennen, der eigentlich nicht zu ihr passt – die Liebesgeschichten ähneln sich sehr, außer in der persönlichen Situation der Protagonistinnen.

Mich hat an dem Roman besonders gereizt, etwas über Kuba und seine Bewohner zu erfahren, vor allem die Vergangenheitsstoryline schien dafür gut geeignet zu sein. Leider ist der Roman aber vor allem ein Liebesroman, und zwar in beiden Storylines. Ein Problem ist bereits, dass die Familie Perez reich ist, auch in den USA lebt sie bald wieder in entsprechenden Verhältnissen. Kuba kennt sie daher vor allem aus einem bestimmten Blickwinkel. Über das Leben der „kleineren“ Leute in Kuba erfährt man, da beide Protagonistinnen in Ich-Form erzählen nur das, was sie selbst wissen und erleben, und das ist gerade bei Elisa recht wenig. Aber auch Marisol, die während ihrer Zeit in Kuba bei Elisas Jugendfreundin Ana lebt, lernt wenig vom „wahren“ Kuba kennen. Anas Familie wurde zwar enteignet, ihrer Familie geht es aber noch verhältnismäßig gut.

Während Elisas Liebesgeschichte noch in das Geschehen passt, weil sie Unterschiede und vor allem Zwänge aufzeigt, hätte man auf Marisols gut verzichten können. Was hier erzählt wird, hätte keiner Liebesgeschichte bedurft, im Gegenteil, sie überlagert das für mich Wichtigere viel zu sehr. Noch dazu wird es hier sehr langatmig, oft oberflächlich und klischeehaft, vieles wird immer wieder wiederholt.

Leider hat mich der Roman weniger überzeugt als erhofft, ich wollte mehr über Kuba erfahren, die Geschichte aber war im wesentlichen Liebesgeschichte. Dagegen wäre womöglich nichts zu sagen, wenn die Erzählung interessanter gewesen wäre, mir war sie aber, vor allem in der Gegenwartsstory zu langatmig, zu oberflächlich und zu klischeehaft. Trotzdem, was ich über Kuba erfahren habe, hat mich zum googeln verführt, so dass ich am Ende doch schlauer war als am Anfang – jedoch hätte ich lieber mehr aus dem Roman selbst erfahren. Wer Liebesgeschichten mag, wird den Roman sicher gerne lesen. Ich vergebe knappe 3 Sterne.