Rezension

Gefährliches Spiel

Lupus Noctis -

Lupus Noctis
von Melissa C. Hill

Bewertet mit 5 Sternen

Diesmal hat Theo den perfekten Platz gefunden, an dem er mit seinen Freunden Jakob, Eileen, Lena, Marcel und Nachhilfeschülerin Josefine Lupus Noctis, eine eigene Abwandlung von "Werwolf" spielen möchte. Das alte, unterirdische Bunkerkrankenhaus in Gunzenhausen bietet dafür genau das richtige Umfeld und sorgt für zusätzlichen Nervenkitzel. Anfangs klappt das auch recht gut, doch dann ist plötzlich der Schlüssel verschwunden und die Jugendlichen müssen befürchten, dass noch jemand mit ihnen dort unten ist und im Dunkeln lauert. Oder befindet sich der Täter unter den Freunden? Wem kann man noch trauen?

Die Inhaltsbeschreibung fand ich schon so unheimlich und spannend, dass ich dieses Buch unbedingt lesen musste, auch wenn ich das Werwolfspiel nur in groben Zügen kenne. Optisch sieht das Buch mit der Goldprägung wirklich toll aus, hat aber durch den Treppenabgang auch den richtigen gruseligen Touch. Der Anfang der Geschichte war nicht ganz einfach. In wechselnden Perspektiven lernt man die 6 teilnehmenden Jugendlichen und eine weitere, die keine Zeit zum Mitspielen hat, kennen. Das ist zunächst ein bisschen viel auf einmal, doch die ersten Begegnungen sind auch interessant. Es wird sofort klar, dass die Protagonist*innen Geheimnisse und Probleme haben und man ist neugierig, wie diese sich wohl auf das Spiel auswirken. Lupus Noctis wird auch in die Geschichte eingebunden erklärt.

Die Autorinnen schreiben die Geschehnisse im Bunker in kurzen Kapiteln. Durch den Namen und eine Zeitangabe weiß man immer, aus welcher Perspektive gerade erzählt wird. Nur nach und nach erfährt man durch die Gedanken und Reaktionen der sechs Jugendlichen mehr über die Zusammenhänge zwischen ihnen und durch geschickt platzierte Ereignisse schaukelt sich die Situation langsam hoch. Die Dunkelheit und die Enge des Bunkers, das Gefühl unter der Erde festzusitzen ist dabei greifbar. Es fiel mir manchmal wirklich schwer, beim Lesen allein zu sein. Die Geschichte entwickelt ihren ganz eigenen Sog. Neben den spannenden Ereignissen macht es aber auch Spaß, mitzurätseln, wer für die missliche Lage der Freunde verantwortlich ist.

Gegen Ende spitzt sich die Situation zu. Auch, wenn man vielleicht ahnt, wie alles zusammenhängt, will man unbedingt das Ende erfahren. Hier bleibt einem im wahrsten Sinne des Wortes die Luft weg. Ein wirklich toller Jugendthriller, der es schafft des Lesers Sympathie und Antipathie gegenüber den Protagonist*innen zu manipulieren und so einige Abgründe menschlichen Verhaltens aufzudecken. Wer von Natur aus ängstlich ist, sollte ihn nicht allein im Dunkeln lesen. 5 Sterne