Rezension

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Gute Story, doch eher ein Entwicklungsroman mit Thrillerelementen als ein reiner Thriller. Dennoch lesenswert.

Escape Room - Nur drei Stunden - Chris McGeorge

Escape Room - Nur drei Stunden
von Chris McGeorge

Bewertet mit 4 Sternen

Wir müssen Buße tun. Wir werden bestraft. Wir alle.

Chris McGeorges Thriller „Escape Room. Nur drei Stunden“ ist im September 2018 bei Knaur erschienen und umfasst 396 Seiten.

Der heruntergekommene, drogenabhängige TV-Star Morgan Sheppard wacht, auf ein Bett gefesselt, in einem Hotelzimmer auf – und bei ihm fünf Fremde: die Barista Amanda, der Hotelangestellt Ryan, die Schauspielerin Constance, der Anwalt Alan und die Schülerin Rhona. Als sie alle noch desorientiert nach einem Ausgang suchen, stellt sich ihnen eine grausige Aufgabe: Im Bad liegt die Leiche von Morgans ehemaligem Psychologen, Winter – und Morgan, der schon als Kinderdetektiv Berühmtheit erlangte, hat drei Stunden Zeit, unter ihnen den Mörder zu ermitteln, sonst soll das ganze Hotel gesprengt werden. Ein Wettrennen mit der Zeit beginnt, das durch aufkeimende Angst und Argwohn noch angeheizt wird.

Dem Roman ist ein Prolog in der Ich-Form vorangestellt, in dem ein Junge seinen toten Mathelehrer findet. Nach einem Sprung in die Gegenwart, 25 Jahre später, beginnt die eigentliche Handlung, die jedoch immer wieder durch Rückblenden in die Vergangenheit unterbrochen wird. Insgesamt spielt der Roman auch recht vielen verschiedenen Zeitebenen, die jedoch logisch miteinander verknüpft sind und durch ein „Vorher“ angekündigt werden, sodass es dem Leser keinerlei Schwierigkeiten bereitet, dem Handlungsgeschehen zu folgen. Im Zentrum des Geschehens stehen das Eingeschlossensein in einem Raum sowie das Schicksal der beiden ehemaligen Schulfreunde Morgan Sheppard und Eren alias Kace Carver.

Zu Beginn werden die „Mitspieler“ vorgestellt, wobei jedoch ein Hauptcharakter, eben Carver, fehlt. Diese Personenliste hilft, sich während des Lesens zurechtzufinden, dient aber wohl eher der Dramaturgie, da die Anzahl der Protagonisten doch sehr überschaubar ist.

Morgan Sheppard erscheint anfangs eher als ein Antiheld, der tief im Drogensumpf steckt und vor Selbstüberschätzung nur so strotzt. Doch im Laufe des Geschehens wird er sich seiner Schwächen und Fehler bewusst, was Anlass zur Hoffnung gibt, dass er am Ende wirklich geläutert ist.

Sein Gegenspieler, Eren Carver, macht hingegen die entgegengesetzte Entwicklung durch: Präsentiert er sich anfangs als kluger, vom Schicksal gebeutelter Junge, wird nach und nach sein wahres Ich, das meiner Meinung nach auch nicht mehr mit seiner tragischen Kindheit zu entschuldigen ist, offenbar. Interessant ist, dass er, der seinen Kontrahenten zugrunde richten will, damit genau das Gegenteil bewirkt und ihn am Ende über sich hinauswachsen lässt.

Anhand Morgans Karriere als TV-Star wird in diesem Roman auch immer wieder Kritik am Medien- und Showwesen geübt, das, sieht man hinter die Kulissen, sich als Lug und Trug entpuppt, wie Personen wie Morgan oder sein Manager beweisen. Doch auch das Publikum von sog. „Realityshows“ kommt sehr schlecht weg, wenn es z.B. als „Lynchmob“ bezeichnet wird.

McGeorges Sprache ist einfach und lässt sich flüssig lesen. Gerade zu Beginn des Werkes zeigt der Autor jedoch, dass er sprachliche Mittel gezielt anwenden kann, wenn er den sich aufbauenden Spannungsbogen durch kurze und fragmentarische Sätze intensiviert.

Meiner Meinung trifft die Bezeichnung „Thriller“ auf diesen Roman nur bedingt zu, ich würde ihn eher als Spannungs- oder Entwicklungsroman mit Thrillerelementen bezeichnen, da m.E. eben die Entwicklung der Protagonisten, teils über viele Jahre hinweg, im Zentrum steht und über weite Strecken einfach der „Thrill“ fehlt. Auch ist die Lösung des Falls schnell vorhersehbar, was ebenfalls auf Kosten der Spannung geht. Dennoch habe ich dieses Buch mit großem Interesse gelesen und kann es allen empfehlen, die einmal einen „etwas anderen Thriller“ lesen wollen.