Rezension

GUT:Vom Backen, "Fringsen"*) & (Über)Leben im Köln der Jahre 1941-48

Trümmermädchen – Annas Traum vom Glück -

Trümmermädchen – Annas Traum vom Glück
von Lilly Bernstein

Bewertet mit 5 Sternen

Antisemitismus, Besatzer, Bombenalarm, Hungern, (Er)Frieren, Kriegsdienst/Gefangenschaft, Schieber, Schwarzmarkt, Vergewaltigung, ein Kardinal und ein Mädchen, das viel zu schnell die Last von Erwachsenen versuchen muss, zu schultern.

Das war wieder einmal ein historischer Roman ganz nach meinem Herzen: Lilly Bernsteins "Trümmermädchen – Annas Traum vom Glück" fesselte mich von der ersten bis zur letzten Seite und hat mich auch insgesamt voll und ganz überzeugen können. Vom gut zum erzählten Geschehen passenden Cover bis hin zum das Buch abrundenden Nachwort passte einfach alles!

Wir begleiten die zu Beginn der Handlung 11jährige, sympathische Protagonistin Anna, die als Waise bei Onkel Matthias und Tante Marie in einem Kölner Bäckereihaushalt aufwächst, von 1941 - 1948. Matthias wird bald als Soldat eingezogen und Marie bekommt Sohn Karl, der des Vaters feuerroten Haarschopf geerbt hat. Die Zeiten werden zunehmend schlimmer, Krieg, Hunger, Besatzung, Vergewaltigung, Antisemitismus, Flucht, Vertreibung sowie Kriegsgefangenschaft finden u. a. Erwähnung, vor allem aber das Leid der Kinder, die viel zu schnell erwachsen werden und die Lasten Erwachsener zu tragen versuchen müssen. Besonders eine Stelle, als Anna und Karl die von der Arbeit heimkommende Marie mit einem an den Bettpfosten gebundenen und mit selbst gebastelten Strohsternen geschmückten Besenstiel als "Weihnachtsbaum" überraschten, ging mir unter die Haut und relativierte für mich wieder einmal deutlich etliche unserer aktuellen Probleme wie beispielsweise Corona bedingt ins Wasser gefallene Halloweenpartys.

*) https://de.wiktionary.org/wiki/fringsen