Rezension

Heimweh

Heimweh - Marc Raabe

Heimweh
von Marc Raabe

Bewertet mit 4 Sternen

Der dritte Thriller aus der Feder von Marc Raabe und der in meinen Augen bisher Beste von ihm. Denn auch, wenn ich schon relativ früh eine Vermutung hatte, was hinter den Geschehnissen in diesem Thriller stecken könnte, war er einfach extrem gut gemacht, die Charaktere interessant, vor allen Dingen auch die Sequenzen, in denen man auf Jesses Leben im Heim zurück blickt, einfach sehr spannend, ebenso, wie die Geschehnisse, die sich rund um den Mord an seiner Exfrau und die Entführung seiner Tochter drehen.

Zunächst finde ich ja allein schon die Idee total spannend, die Handlung in ein ehemaliges Kinderheim zu legen, bei dem doch einige der ehemaligen Heimbewohner noch sehr nah dran leben und zudem das Heim selbst eher in einer extrem abgelegenen Ecke liegt. Allein durch die Aussagen der ehemaligen Mitbewohner von Jesse und dem Wissen, was man selbst aus den rückblickenden Sequenzen mitbekommt, geben für einen als Leser ein Bild, dass gerade dadurch spannend ist, dass es nicht richtig passen will und immer dann, wenn ein Charakter auftaucht, bei dem man die Hoffnung hegt, dass dieser etwas wissen könnte, was einem das Bild klarer macht, dann ist dieser plötzlich verschwunden oder ähnliches. Dazu kommt dann noch, dass Jesse als Charakter sehr spannend gestaltet ist, da er eine Amnesie betreffend seine jungen Jahre im Heim hat, so dass er seinen eigenen Charakter, seine Vergangenheit und viele andere Dinge gar nicht richtig einschätzen kann. Man selbst als Leser hat zwar die Vermutung, dass der Grund daran an der Szene aus dem Prolog liegt, aber trotzdem bleibt auch für einen selbst, solange es in den Rückblicken nicht erwähnt wird, so einges im Dunklen.

Aufgrund dieser Tatsachen weiß man selbst auch nie so recht, ob man Jesse wirklich trauen kann, auch wenn er einen von Grund auf sympathischen Eindruck bei mir hinterlässt. Trotzdem er nicht immer zu allen Menschen, denen er begegnet vollkommen nett bleibt, aber das ist, vor allem in seiner speziellen Situation, auch kein großes Wunder. Nebenbei wird einem auch das Heim und was damals alles dort passiert ist immer etwas suspekter, denn man merkt, dass einiges nicht mit rechten Dingen zugegangen sein kann und es wird einfach immer spannender, wie bloß alles zusammenhängt.

Dies und ein gewisser brutaler Aspekt, den es wohl in jedem Thriller irgendwo gibt, machen das Buch ehrlich richtig spannend und auch, wenn ich durch manchen kleinen Hinweis schon früh einen Verdacht gehegt habe, was Jesse und sein Verhalten damals so nachhaltig verändert hat, blieb das Buch und auch der Showdown spannend.

Ein Thriller, den ich wirklich nur empfehlen kann, ebenso wie den Autor dieses Buches.