Rezension

Isländischer Flair und zwei Leichen in Kriegszeiten

Graue Nächte - Arnaldur Indriðason

Graue Nächte
von Arnaldur Indriðason

Bewertet mit 4.5 Sternen

Als ein sehr intelligenter Krimi entpuppt sich "Graue Nächte" von Arnaldur Indridason. Zwei Leichen mit unklaren Hintergründen und eine ganz besondere Atmosphäre lassen den Leser so schnell nicht wieder los.

Zum Inhalt

Im von den Amerikanern besetzen Island im Jahr 1943 wird ein übel zugerichteter Mann in unmittelbaren Nähe einer ganz einfachen Soldatenkneipe tot aufgefunden. Kommissar Flóvent und der kanadische Militärpolizist Thorson ermitteln gemeinsam in einem zwielichtigen Umfeld die Hintergründe dieses Mordes. Sie machen fürchterliche Entdeckungen und treten ihren Gegenspielern schnell auf die Füße, was natürlich nicht folgenlos bleibt.
Flóvent hat darüber hinaus mit einer an den Strand angespülten Leiche zu tun. Ist es wie es auf dem ersten Blick scheint ein Selbstmord oder steckt etwas anderes dahinter?  

Mein Eindruck

Zunächst braucht man ein paar Seiten, um in die Geschichte einzutauchen. Das isländische Flair und die Kriegszeit müssen ebenso kurz beim Lesen ankommen, wie auch die Sprache und der Stil von Arnaldur Indridason. Er schafft es durch passende Bilder und Stimmungen eine sehr besondere Atmosphäre aufzubauen. Das Island im Jahr 1943 wurde hervorragend skizziert. Arnaldur Indridason schafft hier die richtigen Bilder. Sehr interessant ist auch - wenn natürlich nur am Rande betrachtet - die Sicht auf Nazi-Deutschland aus isländischer Sicht, wobei auch hier unterschiedliche Perspektiven eingenommen werden.
Mit dem ruhigen und unaufgeregten Kommissar Flóvent wird man dabei recht schnell warm. Etwas temperamentvoller ist hingegen der Militärpolizist Thorsen, die das Ermittlungsduo komplett macht. Man bekommt schnell einen Eindruck, dass es sich hier um eine wie selbstverständliche Männerfreundschaft handelt. Bei beiden bekommt man nicht den tiefen Einblick in Gedanken und Gefühle, aber genau so passt es zu den Figuren.
Die Spannung der Geschichte wird zunächst von zahlreichen Fragezeichen und den Wechsel zwischen zweier Handlungssträngen in kurzen Kapiteln getragen. Im Laufe der Geschichte nimmt das Tempo durchaus auch Fahrt auf. Der etwas ruhigere Charakter Flóvent wirkt sich dabei aber keinesfalls hemmend auf Spannung und Tempo aus, sondern passt insgesamt sehr gut zu Island, wie man es kennt oder sich vorstellen mag. Insgesamt ist die Handlung sehr durchdacht und hervorragen konstruiert. Sie wirkt über das ganze Buch hinweg glaubwürdig und authentisch und legt dem Leser auch einige Überraschungen aufs Tablett.

Fazit

Eine rundum gelungene Kriminalgeschichte im besetzten Island der 1940er Jahre. Atmosphäre und Spannung passen gut zueinander. Für "Graue Nächte" gebe ich gerne eine Leseempfehlung.

Kommentare

hobble kommentierte am 25. Dezember 2018 um 06:41

Was fürs Wunschregal