Rezension

Schwierige Ermittlungsarbeit in der Besatzungszeit Islands

Graue Nächte - Arnaldur Indriðason

Graue Nächte
von Arnaldur Indriðason

Bewertet mit 5 Sternen

Dies ist der dritte Band, in dem das Ermittlerteam Flovent und Thorson gemeinsam versuchen, Mordfälle aufzuklären. Es ist in sich geschlossen und kann daher ohne Vorkenntnis der vorherigen Bände „Der Reisende“ und „Schattenwege“ gelesen werden.

1943 findet man unmittelbar hintereinander zwei Leichen, die eine übelst zugerichtet hinter einer Kneipe, wo viele Soldaten der Besatzer verkehren. Die andere Leiche wird in einer Bucht gefunden, wobei es sich augenscheinlich um einen Selbstmord handelt. Außerdem wird zur gleichen Zeit eine Frau als vermisst gemeldet.

Der Roman spielt jedoch auf zwei Zeitebenen, was mir aber erst im Laufe des Lesen klar wurde.

Zwei Jahre vorher fährt ein Schiff von Petsamo nach Island, um die in Dänemark lebenden Isländer nach Hause zu holen. Dänemark stand unter Nazi-Einfluß. Es hatte sich dort auch eine Widerstandbewegung gebildet.

„Sie“ (in Schweden lebend), deren Name erst gegen Ende des Buches bekannt wird, wartete in Petsamo bei der Einschiffung auf ihren Verlobten Osvaldur, der in Dänemark lebte. Jedoch erschien er nicht, wie es ursprünglich verabredet war. Die Überfahrt nach Island verlief auch nicht reibungslos. Das Schiff wurde zu einem Zwischenstopp gezwungen. Anschließend fehlte plötzlich eine Person an Bord.

Einige Protagonisten dieser Zeitschiene findet man dann auf der Zeitebene der Morde wieder. Doch wie hängt nun alles zusammen? Leicht sind die Ermittlungen nicht, weil sich viele Personen in diesen Besatzungszeiten sehr wortkarg geben.

Es hat mir sehr viel Spaß gemacht, dieses Buch zu lesen. Durch viele Handlungsstränge und die zwei Zeitebenen war man ständig am Überlegen, wie sich die Geschichte weiter entwickelt und wie letztlich alles zusammen hängen könnte. Ich fand dies sehr spannend.

Die geschichtlichen Hintergründe zu Island in Kriegszeiten waren mir vollkommen neu, so daß das Buch auch hier für mich sehr interessant war. Das karge Leben zu dieser Zeit hat mich sehr berührt. Ich habe aber schmunzeln müssen, als ich las, wozu man eine Kaffeeverpackung noch gebrauchen konnte. Not macht erfinderisch.

Mein Fazit:

Das Buch bekommt von mir eine klare Leseempfehlung. Durch die Handlungsstränge und die zwei Zeitebenen ist es zwar anspruchsvoll zu lesen, aber es macht das Buch gerade deswegen spannend. Nebenbei erfährt man einiges an Geschichte von Island. Außerdem gefällt mir der Schreibstil Indridasons, weil er die Stimmung und das karge Leben auf der Insel sehr eindrucksvoll einfangen konnte.