Rezension

Jutta Maria Herrmann - Hotline

Hotline - Jutta Maria Herrmann

Hotline
von Jutta Maria Herrmann

Bewertet mit 4 Sternen

Kurzbeschreibung: 
Keine Polizei - never ever. So lautet die unumstößliche Maxime der Beichthotline. Aber was tun, wenn eine Anruferin ankündigt, ihr neugeborenes Kind lebendig zu vergraben? Ein schlechter Scherz, konstatiert Chris, Initiator der Hotline, als seine Freunde und Kollegen statt einer Kinderleiche eine lebensgroße Puppe auf dem Friedhof ausgraben. dann meldet sich die mysteriöse Anruferin erneut und verkündet, dies sei erst der Anfang... *Quelle*

Zur Autorin: 
Mitte der Achtziger strandete die Saarländerin Jutta Maria Herrmann in Berlin, studierte Germanistik und Filmwissenschaften, sympathisierte mit der Hausbesetzerszene und stürzte sich ins Nachtleben. Sie war u.a. als Buchhändlerin, Putzfrau, Sekretärin, Synchrondrehbuch-Autorin und Veranstalterin von Punkkonzerten tätig. Heute arbeitet sie für eine Tageszeitung und lebt mit ihrem Mann, dem Autor Thomas Nommensen, vor den Toren Berlins. Ihr Psychothriller "Hotline" ist im Knaur Verlag erschienen.

Meinung: 
Von Jutta Maria Herrmann ist vor kurzer Zeit der 2. Thriller namens Schuld bist du erschienen. Daher höchste Zeit für mich, ihr Debüt Hotline zu lesen, das mich gut unterhalten konnte, aber meiner Meinung nach etwas thrilliger hätte sein können.

Die Freunde Chris, Rick, Konrad und Paula, die zusammen in einer WG leben, haben eine telefonische Hotline ins Leben gerufen, bei der Menschen, die Schuld auf sich geladen haben, anrufen und ihre Verfehlungen beichten können. Eines Tages ruft eine Frau bei Rick an, die droht, ihren Säugling lebendig zu begraben. Chris tut dies als makabren Scherz ab, doch Rick und Paula lässt die ganze Sache keine Ruhe, und sie machen sich zum Tatort, einem Friedhof, auf, um Schlimmeres zu verhindern.

Dort angekommen finden sie einen Karton mit einer Puppe vor, von der Anruferin fehlt jede Spur, doch sie hinterlässt eine Notiz, dass das erst der Anfang war. Wer will den Freunden etwas Böses und warum?

Hotline wird auf dem Cover als Psychothriller ausgewiesen, aber meiner Meinung nach gleicht der Roman eher einem Krimi, thrillig wird es erst zum Ende hin, was ein bisschen zu wenig für dieses Genre ist.

Viel Augenmerk wird auf das Privatleben der 4 Protagonisten gelegt, worunter der Thriller-Anteil doch etwas leidet. Chris ist der Initiator der Hotline und träumt vom großen Durchbruch seiner Idee. Rick hat ein gespanntes Verhältnis zu seinen Eltern, seitdem seine Schwester Marie vor einigen Jahren spurlos verschwand und ist heimlich in Paula verliebt. Paula selbst ist schwanger von Konrad, der allerdings mehr auf seine Band fixiert ist als auf ein zukünftiges Familienleben.

Der Täter, den ich zwecks Spoiler nicht näher erwähnen möchte, ist bei der übersichtlichen Charakteranzahl im Roman recht schnell ausgemacht, auch wenn das Motiv etwas länger im Dunkeln bleibt. Er scheint den Freunden immer einen Schritt voraus und weiß einiges über sie und ihre Vergangenheit, was er sich schamlos zunutze macht. Durch Einstreuungen kurzer Kapitel kommt er auch selbst zu Wort und lässt den Leser seine Sicht der Dinge erfahren.

Das Ende kommt ein wenig überraschend daher, denn aussagemäßig könnte hier durchaus eine Fortsetzung drin sein. Ebenso konnte das letzte Drittel des Buches punkten, denn hier wird es nochmal richtig spannend, was vorher ein wenig gefehlt hat. Somit hat mich Hotline im Großen und Ganzen gut unterhalten, hätte aber einen Ticken fesselnder sein können.

Fazit: 
Hotline ist ein kurzweiliger, interessanter Thriller, der allerdings ein wenig braucht, um in die Gänge zu kommen. Ein bisschen mehr Thrill hätte nicht geschadet! Trotzdem dank seines Grundthemas und kurzweiliger Perspektivwechsel empfehlenswert.