Rezension

Kein Buch für schwache Nerven!

Killing Butterflies - M. Anjelais

Killing Butterflies, deutsche Ausgabe
von M. Anjelais

*Worum geht's?*
Sphinx und Cadence sind für einander bestimmt, für einander geschaffen. Schon als ihre Mütter noch Kinder waren, wurden für sie Pläne geschmiedet. Sie sollten miteinander aufwachsen. Beste Freunde werden. Sich lieben lernen. Und tatsächlich schien es für lange Zeit so, als würden der hochbegabte Cadence und die durchschnittliche Sphinx dem Plan ihrer Mütter folgen. Doch Sphinx ist die einzige, die Cadence‘ wahres Ich erkennt. Sie kennt seine strahlende Persönlichkeit, mit der er jeden um seinen Finger wickelt, ebenso gut wie seine grausame Seite, die ohne mit der Wimper zu zucken Schmetterlinge tötet. Als Cadence Sphinx mit einem Messer verletzt und das grausame Spiel zwischen ihnen überspannt, bricht der Kontakt schlagartig ab. Erst viele Jahre später treffen Sphinx und Cadence wieder aufeinander. Denn Cadence ist schwer krank und sein letzter Wunsch ist es, Sphinx wiederzusehen. Sphinx lässt sich darauf ein – und ist schon bald wieder eine Gefangene seines grausamen Spiels…

*Meine Meinung:*
Dass einen in „Killing Butterflies“ keine zuckersüße Geschichte erwartet, wird einem schon klar, wenn man sich nur den Klappentext durchliest. Denn M. Anjelais Debütroman handelt von einer befremdlichen ersten Liebe, die von genau den Dingen geprägt wird, die man für gewöhnlich nicht mit ihr verbindet. „Killing Butterflies“ ist eine Geschichte über Manipulation, Schmerz und Gewalt, eine Geschichte, die ihre Leserschaft spalten wird. Vor allem aber ist es ein Roman, der einen als Leser an seine persönlichen Grenzen treibt und eiskalt unter die Haut geht.

Wie stark diese Geschichte ist, wie sehr einen „Killing Butterflies“ tatsächlich verstören kann, lässt sich nach den ersten verschlungenen Seiten noch lange nicht erahnen. Obwohl M. Anjelais ab der ersten Seite eine unbehagliche Atmosphäre aufkommen lässt, die sich von Absatz zu Absatz verdichtet, beginnt der Roman relativ ruhig. Man lernt Sphinx als Protagonistin kennen, Cadence als ihren besten und begabten Freund, ihre Mütter, die selbst seit Kindertagen miteinander befreundet sind und sich immer eine gemeinsame Zukunft für ihren Nachwuchs gewünscht haben. Eine besinnliche Geschichte, die so schön hätte werden können - wenn nicht alles anders gekommen wäre. Wenn Cadence nicht so anders geworden wäre.

Cadence ist ein sehr extremer Charakter, der einen ebenso stark fasziniert wie abstößt. Man spürt ab dem ersten Moment, dass mit dem begabten Jungen etwas nicht stimmt, dass er das Leben anders wahrnimmt als Sphinx. Cadence sorgt dafür, dass man „Killing Butterflies“ mit einem mulmigen Gefühl liest und nach jeder seltsamen Szene mit ihm das Bedürfnis hat, das Buch zu pausieren. Durchzuatmen. Sich von ihm zu distanzieren. Und doch schafft man es nie, „Killing Butterflies“ tatsächlich zur Seite zu legen. Cadence zieht einen in seinen einzigartigen Bann, fasziniert mit jeder Faser seines Körpers. Man will mehr von ihm als Charakter erfahren, ihn kennenlernen, zu jedem Preis.

Genau das ist auch der Punkt, bis zu dem ich mich mit Sphinx, der Protagonistin des Romans, noch identifizieren konnte. Obwohl sie, das herzensgute Mädchen, nach ihren Erfahrungen mit Cadence allen Grund hätte, um ihn nie wieder sehen zu wollen, willigt sie ein, ihm nach all den Jahren während seiner letzten Tage zu begleiten. Sie sollte ihn fürchten, doch sie fühlt sich von ihm angezogen, ist an ihm als Person stärker interessiert als es ihr gut tut. Sie erliegt seinem Charme, seiner Ausstrahlung, so wie man selbst. Bis zu einem gewissen Zeitpunkt war Sphinx für mich ein normales Mädchen mit einem starken Charakter, eine Protagonistin, die einem ans Herz wächst und der man gerne durch die Seiten hindurch beistehen würde.

Die Geschichte entwickelt sich allerdings in eine Richtung, die einen früher oder später an seine persönlichen Grenzen treibt. Ja, M. Anjalais beschäftigt sich mit einem außergewöhnlichen und faszinierenden Thema in „Killing Butterflies“, das einen wahrlich an die Seiten fesselt und nicht mehr loslässt. Der Verlauf der Handlung nimmt jedoch Formen an, auf deren Extreme und Grausamkeit ich niemals vorbereitet war. Die junge Autorin verfügt über einen eindringlichen und stechenden Schreibstil, mit dem sie Cadence‘ Worte und seine Handlungen direkt unter die Haut ihrer Leser schreiben kann. Mit „Killing Butterflies“ wird es einem eiskalt, schaurig, unwohl. Dennoch löst sich niemals das Band, das einen als Leser an die Seiten fesselt.

So sehr mich die Geschichte auch mitgerissen und fasziniert, mich auf paradoxe Weise begeisternd abgestoßen hat, so enttäuscht muss ich zugeben, dass mich Sphinx ab einem gewissen Punkt nur noch hat den Kopf schütteln lassen. All mein Verständnis, das ich für sie und ihre Faszination für Cadence hatte, verschwand in Folge ihrer naiven und unglaublichen Handlungen und Gedankenstränge im Nichts. Ich verlor meine Beziehung zu ihr gänzlich und war im wahrsten Sinne des Wortes von ihr angeekelt und entsetzt. Durch Sphinx‘ Einstellung, die mich ernsthaft daran zweifeln ließ, wer in „Killing Butterflies“ wirklich krank ist, verschob sich auch mein Blickwinkel auf die Geschichte auf eine Weise, die ich nur bedauern kann.

*Fazit:*
„Killing Butterflies“ von M. Anjelais ist kein Buch für schwache Nerven. Diese Geschichte ist so extrem, vor allem auf psychischer Ebene so krank, brutal und grausam, dass mir beim Lesen ganz anders geworden ist. „Killing Butterflies“ hat mich verstört – und doch war ich zugleich so fasziniert von der Geschichte, dass ich das Buch innerhalb kürzester Zeit verschlang. Cadence und seine Art zogen mich unweigerlich in ihren Bann, ließen mich nicht los, bis ich schließlich mit zitternden Händen die letzte Seite erreicht hatte. Ich wollte immer mehr erfahren und weiterlesen und geriet in einen mitreißenden Lesefluss, einen Strudel aus den schrecklichsten und interessantesten Gefühlen. „Killing Butterflies“ ist wirklich kein Buch, das ich bedingungslos weiterempfehlen kann. Es ist es wert, gelesen zu werden, sofern man es sich selbst denn zutraut! Für mich war es ein gewagtes Experiment, das mich mit seiner Idee und seinem grausamen Charakter begeisterte, mich mit seiner Protagonistin jedoch maßlos enttäuschte. Für „Killing Butterflies“ vergebe ich 3 Lurche.

Kommentare

Leila99 kommentierte am 06. April 2015 um 10:57

Ich fand das Buch auch ziemlich heftig und finde, dass es erst etwas für Leute ab 16 ist.