Rezension

Kein Thriller, viele Längen, häufige Wiederholungen und fantastische Einschübe nervten mich

In Zeiten des Todes -

In Zeiten des Todes
von Luca D'Andrea

Bewertet mit 2 Sternen

Vor einigen Jahren habe ich das Debüt des Autors Luca D'Andrea gelesen und fand es ganz gut. Daran erinnerte ich mich, als ich dieses Buch hier bei NetGalley entdeckte und fragte ein Rezensionsexemplar an. Kurze Zeit später konnte ich dieses als E-Book auf meinen Kindle laden.

In Bozen wird die wie Abfall entsorgte Leiche einer jungen Prostituierten gefunden. Die Leitung der Ermittlungen übernimmt Commissario Luther Krupp, der noch relativ neu bei der Mordkommission ist und von den meisten seiner Kollegen nicht ernst genommen wird. Die Ermittlungen geraten schnell ins Stocken, aufgeben kann und will Krupp jedoch nicht. Als eine weitere Prostituierte getötet wird, ahnt er, dass er einem Serienmörder auf der Spur ist, der schon viel länger tötet, als ursprünglich angenommen. Auch ein junger Reporter der Stadtzeitung recherchiert zu diesem Fall. Wird es ihnen gelingen, das Monster von Bozen zu stoppen?

Das bis auf den Epilog (das letzte mit Jo bezeichnete Kapitel ist in der ersten Person geschrieben) in der Erzählperspektive geschriebene Buch wird zwar als Thriller verkauft, war für mich persönlich aber eher ein Kriminalroman mit einer auf mich gewollt wirkenden künstlichen Sprache, teils fantastischen Einschüben und sehr vielen Längen. Am Anfang gab es mit dem Auffinden der toten Prostituierten und den bildhaften Beschreibungen zum Zustand der Leiche zwar einen Paukenschlag. Das Grauen darüber geriet bei mir jedoch durch die detaillierten Beschreibungen über die Hierarchien bei der Bozener Polizei und die mir deutlich zu vielen agierenden Figuren schnell ins Hintertreffen. Ich empfand das Lesen als sehr anstrengend.

Die mir nicht geläufigen italienischen Dienstgradbezeichnungen im Zusammenhang mit Nachnamen, von denen einige den gleichen Anfangsbuchstaben hatten, erschwerten mir häufiger das Behalten der Übersicht. Weiterhin störten mich zahlreiche Wiederholungen, von denen ich zwar annehme, dass sie vom Autor als Stilmittel zur Verstärkung von Standpunkten gewählt wurden, die es meiner Meinung nach aber nicht gebraucht hätte und die Geschichte aus meiner Sicht unnötig aufblähten. Manchmal waren die Wiederholungen wahrscheinlich auch humorvoll gemeint. Allerdings scheint mein eigener Humor ein ganz anderer zu sein, als der des Autors.

Von den vielen Charakteren war mir keiner wirklich sympathisch. Der Autor griff zwar gesellschaftliche Probleme auf, wie Missstände sowie gesetzeswidrige Praktiken bei den Ermittlungsbehörden und Drogenproblematiken, vor allem bei Prostituierten, aber irgendwie hatte ich das Gefühl, dass er jedes kleine Bisschen an aufkommender Spannung wieder mit seinen ausufernden Ausschweifungen zerredete. Und obwohl ich sonst auch dem fantastischen Genre sehr zugetan bin, nervten mich auch seine Einschübe zu Gedanken an die Göttin Kali, die bei Krupp erstmals durch das Betrachten einer Statue ausgelöst wurden.

Wirklich gefallen hat mir die im Buch erzählte Geschichte nicht und sie hat mich auch nicht gut unterhalten. Ich legte das Buch sehr oft regelrecht genervt zur Seite und hätte mich lieber spannenderem Lesestoff gewidmet. Wäre es kein Rezensionsexemplar gewesen, hätte ich bereits im ersten Drittel aufgegeben. So habe ich mich zwar durchgekämpft, möchte das Buch aber niemandem empfehlen, der einen spannenden Thriller erwartet.