Licht und sehr viel Schatten in Bozen
"In Zeiten des Todes" von Luc d'Andrea ist ein Kriminalroman/Thriller, auf den man sich einlassen muss und der es einem stellenweise auch nicht leicht macht. Grund hierfür ist die der etwas verwirrende Handlungsverlauf und die leicht gewöhnungsbedürftige Sprache.
Wenn man jedoch Fan von hard-boiled-crime ist, wird man durchaus Gefallen an dem Buch finden.
Die Prämisse des Krimis weckt zunächst die Neugier und das Interesse an der Aufklärung des Mordfalls an einer jungen drogenabhängigen Prostituierten, der sich für Commissario Luther Krupp und seine junge Kollegin, die Polizistin Arianna Lici, schnell zu einer Suche nach einem Serienmörder entwickelt. Nebenbei stellt auch junger Reporter bei der dortigen Stadtzeitung Nachforschungen an. Im Laufe der Mördersuche taucht man immer tiefer in den Sumpf aus Korruption im Polizei- und Justizwesen ein, wo Machtmissbrauch an der Tagesordnung zu stehen scheint.
Der Krimi spielt in den 90er-Jahren in Südtirol. Die Polizei ist bestimmt von Alphamännern, die den Ton angeben und Frauen eher als Sexobjekt sehen. Auch entsprechen ihre Verhörmethoden nicht dem Gesetz. In diesem testosterongeladenen Umfeld beginnt Krupp zu ermitteln.
Erzählt vorwiegend aus Perspektiven des Reporters und dem Commissario Krupp folgt man, wie beide nicht aufgeben, die Hintergründen an den Mordfällen an jungen Prostituierten aufzudecken. Da sich die Handlung über mehrere Jahre erstreckt, wird man gleichzeitig auch Zeuge, ihrer beiden Werdegänge und wie der korrupte Sumpf auch ihre Fühler nach beiden ausstreckt.
Dargestellt wird dies alles anhand abgehackt wirkender Sätze, die wenig Emotionen zulassen. Trotz der ca. 720 Seiten bleiben vor allem die Nebencharaktere blass wie der Schnee der Südtiroleralpen. Auch versinkt die Spannung im Mittelteil im Schnee, um dann zum Ende hin daraus wieder aufzutauchen. Insgesamt habe ich mir einfach mehr erwartet, bieten doch mehrere ungeklärte Mordfälle und korrupte Ermittler ein großes Potenzial für einen spannenden Krimi/Thriller.
"In Zeiten des Todes" ist hingegen ein Krimi mit Licht und Schatten, wobei die Schatten, erzähl- und handlungstechnisch, überwiegen.