Rezension

Keine 51. Graustufe

Grey - Fifty Shades of Grey von Christian selbst erzählt
von E L James

Bewertet mit 2 Sternen

Ich bin enttäuscht von „Grey“. Eigentlich wollte ich doch den Mann kennenlernen, der hinter der Fassade des charismatischen Unternehmers Christian Grey steckt. In den Vorgängerbänden haben wir ja „50 shades of grey“ gesehen und Autorin und Verlag lockten mit einer ganz neuen Sichtweise - sozusagen die 51. Graustufe. Auf die war ich gespannt. Aber nix da. Kennengelernt habe ich nochmal die gleichen 50 Graustufen, nur aus der Ich-Perspektive. Wobei ich oftmals dachte „So würde ein Mann nicht erzählen. So erzählt eine Frau, die versucht, sich in einen Mann hineinzuversetzen. Letztendlich also „Im Westen nichts Neues“. Und auch nicht im Norden, Osten, Süden.

Statt dessen gab es die schon in den ersten drei Bänden kritisierten Wortwiederholungen, eine teilweise sehr seltsame Sprache (kann sich wirklich irgendjemand vorstellen, dass ein Christian Grey Worte wie „Ach, herrjemine“ denkt???) und ab und zu in kursiver Schrift eingestreute Gedanken des Protagonisten, die meistens Aufforderungen an sich selbst enthielten. Diesen fügt er merkwürdigerweise öfters seinen eigenen Nachnamen an. Leidet er etwa unter Alzheimer, so dass er sich immer wieder an seinen eigenen Namen erinnern muss? Im Ernst, permanent Sätze zu lesen wie „Reiß dich am Riemen, Grey!“, „Erlöse sie, Grey!“ oder „Konzentrier dich, Grey!“, ist nicht gerade interessant. Eher nervig.

Sorry, ich entschuldige mich an dieser Stelle bei allen Fans der Serie bzw. der Autorin, falls ich hier etwas zu sarkastisch werde - aber ich kann dieser Geschichte einfach nichts abgewinnen. Ich bin der Meinung, die Story hätte viel mehr in die (psychologische) Tiefe gehen müssen, denn wie sonst kann man eine Geschichte für den Leser interessant machen, deren Verlauf er schon kennt? Da müssen neue Aspekte her – und die habe ich hier total vermisst. Z. B. wäre es interessant gewesen, seine Sitzungen bei dem Psychologen Flynn mitzuverfolgen – nicht nur die eine Sitzung, in der er ihm von Ana erzählt. Sondern ihn zu begleiten, wie er versucht, sich Stück für Stück von den Dämonen seiner Kindheit zu befreien. Nicht nur Ana gegenüber bleibt er, was das angeht, vage – leider auch dem Leser gegenüber. Toll wäre auch gewesen, wenn die Story dieses Buches etwas früher angesetzt hätte - so dass man den Ch. Grey kennenlernt, der er war, bevor Ana in sein Leben trat.

Insgesamt bietet mir diese Schilderung der bereits bekannten Geschichte keine neuen Erkenntnisse. Grey bleibt grau. Eintönig grau. Neue Facetten kommen kaum zum Vorschein. Wie ein anderer Rezensent schon treffend bemerkte – dafür hätte ich kein weiteres Buch gebraucht. Auch wenn es sich schnell und flüssig lesen lässt – aber mehr als zwei Sterne kann ich für diese leichte Modifikation des ursprünglichen Buches nicht vergeben.