Rezension

Kobaltblau und Scharlachrot.

Blut aus Silber - Alex Marshall

Blut aus Silber
von Alex Marshall

Bewertet mit 3 Sternen

Um die Kobaltblaue Zosia ranken sich Legenden - keiner im Imperium hat ihren Namen je vergessen. Doch eigentlich wollte sie auf ihre alten Tage in der Versenkung verschwinden, ihren Mythos langsam sterben lassen. Nach einem schrecklichen Attentat auf ihre Lieben sinnt sie jedoch nach Rache - ihr bleibt nichts anderes übrig, als ihre Schurken erneut um sich zu scharen und ein letztes Mal in die Schlacht zu ziehen..

Lesen wollte ich dieses Buch unbedingt wegen der starken Frauenfigur, die der Klappentext verspricht. Man kann es sehen wie man will, Fantasy ist noch immer eine Männerdomäne - die Männer ziehen in die Schlacht und retten die Welt. Und natürlich ihre Frauen. Ab und ab begegnet uns mal eine Hexe, eine Elfenkriegerin aber das alles meist nur am Rande. Hier dreht sich alles um eine Frau, die als Kriegerin zur Legende wurde. Die braucht also sicher niemanden, der sie beschützt.
Und wie soll ich sagen, was diesen Punkt betrifft wurde ich nicht enttäuscht. Zosia hat ihren Beinamen - die Eiskalte - mehr als verdient. Die Alte ist hart wie Granit, an der beißen sich sowohl Mann als auch Bestie absolut die Zähne aus. Ich konnte das genießen, weil es einfach mal erfrischend anders war und ich mich als Frau einfach mal in der handelnden Perspektive sehen konnte.

Die Sprache ist ein wenig eigen - in manchen Fällen fand ich das schlicht wundervoll, denn Scharlachrotes Imperium, Schwarze Päpstin und Kobaltblaue Armeehat einfach einen bezaubernden Klang. An manchen Stellen war es dadurch allerdings auch mühsam. Man braucht einfach seine Zeit um sich in die Sprache hinein zu arbeiten.
Allerdings erfordert nicht nur die Sprache an Arbeit, sondern auch die Welt, in die wir hinein geworfen werden. Frauen tragen Bärte, als wäre es die absolute Normalität, sexuelle Orientierungen scheint es nicht zu geben und Insekten sind die beste Droge die man finden kann. Das ist zunächst anstrengend, weil man immer mal wieder stolpert um sich zu fragen "Halt - stand das da jetzt wirklich?!" aber danach ist es erfrischend vorurteilslos.
Für mich letztendlich also nur ein weiterer Pluspunkt.

Marshall hat eine grandiose Geschichte gestrickt, die eine Menge fragen aufwirft. Und davon sind nach Band 1 noch nicht einmal annähernd alle geklärt. Da ist DEFINITIV Potential für eine neue Bestseller Reihe, schon allein weil er mal wieder etwas völlig neues erschaffen hat (neue Stämme, Zauberer, Hexengeborene, Hornwölfe, Teufel die man binden kann..). 
Allerdings sollte er sich das nächste Mal einfach auf einen 500 Seiten Wälzer beschränken. Die Hälfte der Handlung war leider unnötig und hat das Buch nur mehr in die Länge gezogen.

Ich werde den zweiten Teil dennoch lesen und hoffe darauf, dass die zähen Längen dort weggelassen werden - dann steht einem fantastischen Lesevergnügen nichts mehr im Wege!