Rezension

Kriminalfall gerät komplett ins Hintertreffen

Die Toten von Sandhamn - Viveca Sten

Die Toten von Sandhamn
von Viveca Sten

Bewertet mit 3 Sternen

"Die Toten von Sandhamn" ist bereits der dritte Fall, den Thomas Andreasson und seinen Kollegen auf der schwedischen Insel Sandhamn lösen müssen. Im November verschwindet eine junge Frau. Da sich schon nach wenigen Wochen keine neuen Ergebnisse mehr zeigen, werden die Ermittlungen eingestellt. Im darauffolgenden Februar zieht Nora, Thomas Schulfreundin, mit den Kindern in ihr Feriendomizil auf Sandhamn, da sie über die Affäre ihres Mannes erfahren hat. Beim Spielen im Wald entdecken ihre Söhne einen Sack mit Leichenteilen. Sind das die sterblichen Überreste des Mädchens, das Ende letzten Jahres verschwand?

Zunächst fand ich es gut, dass die Ermittlungen mal auf eine andere Jahreszeit verschoben wurden. Im Sommer sind zwar mehr Leute auf der Insel, aber die Ermittlungen blieben ständig stecken, weil jeder im Urlaub ist. Diese Ausflüchte gab es hier nicht und dennoch hatte ich das Gefühl, dass die reinen Ermittlungen noch weiter zurückgeschraubt wurden. Der Fall an sich war zudem auch sehr lahm. Mit dem Verschwinden eines Mädchens, dessen Leichenteile Monate später auftauchen, war eigentlich eine gute Idee dabei, aber die ganze Auflösung dahinter war langatmig, überhaupt nicht spektakulär, echt zum gähnen!

Wesentlich mehr Erzählzeit nehmen mal wieder die privaten Angelegenheiten von Thomas und Nora ein. Überraschenderweise fand ich das gar nicht so schlecht, weil sich bei beiden entscheidende Dinge ereigneten, die die Geschehnisse vielleicht wirklich mal voran bringen. Diesmal hat mich auch die Rolle von Nora nicht so sehr gestört. Zwar ist sie immer noch offiziell in die Ermittlungen eingebunden (was absolut lächerlich ist, weil ich echt nicht weiß, warum sie ohne diese Aufgabe soviel Raum einnimmt!), aber ihre Kinder finden die Leichenteile und sie gibt schließlich den entscheidenden Hinweis. Dabei zeigt sie sich auch wirklich analytisch und logisch denkend, was umso mehr bestätigt, dass sie vielleicht wirklich von der Autorin in der Ermittlerrolle gesteckt werden sollte.

So langweilig auch der Fall war und so sehr "Krimi" für diesen Teil als unpassend erscheint (es gibt wirklich kum konkrete Ermittlungen), so sehr gefiel mir doch, dass einer der beiden Protagonisten in die Bedrouille geriet. Im ersten Teil war dies Nora, der zweite enttäuschte in dieser Hinsicht mit dem Nervenkitzel, und nun war Thomas dran. Und es gibt am Ende sogar tatsächlich einen Cliffhanger, der von seiner Anlage her wirklich vielversprechend ist.

Ich werde das Gefühl nicht los, dass "Die Toten von Sandhamn" ein Zwischenband ist, der auf etwas großes zusteuert. Der langweilige Fall wurde durch entscheidende Entwicklungen im Privatleben von Nora und Thomas größtenteils ausgemerzt. Das Ende verläuft bis auf die Entlarvung des Täters spannend und bietet mit einem Cliffhanger echt einen Höhepunkt. Nun bin ich echt gespannt, wie sich diese Entwicklungen auf den vierten Teil auswirken. Dieser Band bleibt abermals bei nur drei Sternen stehen (denn der Lesefluss ist wie immer perfekt gelungen und auch der ganze Schreibstil ist sehr angenehm), aber ich gebe die Hoffnung für diese Reihe nicht auf!