Rezension

Längst nicht so oberflächlich wie Titel und Cover vermuten lassen

Verlieb dich nie in einen Vargas - Sarah Ockler

Verlieb dich nie in einen Vargas
von Sarah Ockler

Bei diesem Buch sprach mich das Cover sofort an. Und gegen eine Liebesgeschichte ab und an habe ich nichts einzuwenden.
Der Anfang verwirrte mich allerdings so sehr, dass ich dachte, ich würde das Buch abbrechen, wenn ich nicht bald durchblicken würde. Warum sind Jude und ihr Vater in dieser Werkstatt? Was hat es mit dem alten Motorrrad von Judes Vater auf sich? Wieso ist es so wichtig? Und wieso sind Kleidungsstücke an gewissen Körperstellen von solcher Bedeutung, dass man es mehrfach erwähnen muss? Und aus einigen Andeutungen wurde ich ebenfalls nicht schlau.
So schnell gebe ich aber dann doch nicht auf und schon bald lichtete sich das Chaos. Dann nämlich lernt man Jude und ihre Familie kennen, findet sich dort ein, erfährt, welcher Schicksalsschlag den Vater ereilt hat, und was es mit dem Schwur der Hernandez-Schwester auf sich hat, mit dem sie vor vielen Jahren allen Vargas-Jungs abgeschworen haben. In meinen Augen übrigens ein ganz schön blöder Schwur! Und noch blöder, sich so vehement daran zu halten. Aber vielleicht liegt südamerikanischen Familien mehr daran, einander vor solchem Unheil zu bewahren? Kann sein.
Ich fand es jedenfalls schade, denn als Emilio auf der Bildfläche erscheint, merkt man schnell, dass Jude sich durchaus zu ihm hingezogen fühlt. Und Emilio scheint auch nicht gerade abgeneigt zu sein. Ich mochte ihn sofort und man erkennt schnell, dass er kein solcher Hallodri und Dummkopf ist wie seine Brüder. Das hätte auch Jude früher merken müssen. Alleine schon daran, wie locker Emilio mit ihrem kranken Vater umgeht und dass er sich nicht davon abschrecken lässt als er erfährt, was genau mit ihm los ist.
Die Liebesgeschichte verläuft also nach vertrautem Schema. Ja, Interesse ist da, aber einer von beiden will nicht so recht, dann sieht es mal gut aus, kurz darauf das nächste Drama…das ist so nicht der neueste Verlauf. Allerdings steht hier nun mal meist auch die Krankheit von Judes Vater im Mittelpunkt. Es ist schrecklich zu lesen, wie sie ihn immer weiter einnimmt. Ich habe Jude und ihre Familie sehr dafür bewundert, wie gut sie diese Situation meistert. Meine Hochachtung!
Dieser Teil der Geschichte tut zudem der Liebsgeschichte gut, denn er bewahrt sie vor zu viel Oberflächlichkeit. Es sind schließlich keine Kinkerlitzchen, die Jude das Leben schwer machen. Genau deshalb habe ich auch so gehofft, dass mit ihr und Emilio alles in’s Reine kommt. Er ist ein feiner Kerl und sie hätte es wirklich mehr als verdient.
Über das Ende will ich nichts weiter verraten, außer dass es ziemlich bittersüß ist.
Es schadet daher nicht, sich vor dem Lesen ein Päckchen Taschentücher bereitzulegen [;)]

Jude erzählt selber von diesem ganz besonderen Sommer. Entsprechend jugendlich locker ist der Erzählstil. Jude hat unverkennbar Humor und es gibt immer mal wieder Gelegenheit zum Schmunzeln, aber auch die ernsthaft beschriebenen Situationen mit ihrem Vater klingen authentisch. Eine schöne Mischung, die gut zur Geschichte passt und sich gut lesen lässt. Die Kapitel sind nicht zu lang, aber auch nicht zu kurz. Mit jedem Kapitel kommt man einen guten Sprung voran.

Wie schon gesagt hat mir das Cover auf Anhieb gefallen. Ich finde, es sieht schön sommerlich und fröhlich aus. Dass die Geschichte dahinter nicht nur schön, sondern auch dramatisch und traurig ist, das hätte ich nicht vermutet. Ein hübsches Pärchen jedenfalls, das sich da mitten im Sommer vor einem Regen aus Herzchen schützt.

Fazit:  Nach dem etwas verwirrenden Anfang wurde “Verlieb’ dich nie in einen Vargas” eine sehr schöne Liebesgeschichte. Durch das Schicksal von Judes Vater, haben sie und Emilio es nicht leicht und ich habe die ganze Zeit für sie gehofft. Dieser Teil der Handlung verleiht dem Geschichte zudem an Ernsthaftigkeit, wodurch die sie sich von vielen 0815-Teenielovestorys abhebt. Empfehlenswert!