Rezension

Leichter Wohlfühlroman mit viel Zuckerguss

Das zweite Glück im kleinen Vintage Shop -

Das zweite Glück im kleinen Vintage Shop
von Libby Page

Bewertet mit 3.5 Sternen

Lou erfüllt sich nach dem Tod ihrer Mutter einen langgehegten Traum. Sie eröffnet einen Secondhandladen für Vintage-Mode. Herzstück des Ladens ist ein unverkäufliches, hübsches, gelbes Kleid, das einst Lous Mutter gehörte, über dessen Geschichte sie aber stets beharrlich schwieg.  
Lou lernt Maggy kennen, die noch immer an der Scheidung von ihrem Mann zu knabbern hat und mit wenig Selbstbewusstsein durchs Leben geht. Die beiden ungleichen Frauen - Maggy trägt graue Kleidung, Lou bevorzugt den auffälligen Vintage-Look - werden Mitbewohnerinnen und  Freundinnen. Dann taucht eines Tages die Amerikanerin Donna auf, die das gelbe Kleid auf einem Foto ihrer leiblichen Mutter entdeckt hat. Was hat es wirklich mit dem Kleid auf sich?

 

Der Roman wird im Präsens aus mehreren Perspektiven erzählt. Es wird geschildert, was Lou, Maggy und Donna aktuell erleben. Anfangs kennen sich die Frauen noch nicht, später fließen ihre Geschichten ineinander und ergänzen sich. In Kursiv sind zudem Passagen aufgeführt, die von einer anfangs unbekannten jungen Frau handeln, die mit dem gelben Kleid in Verbindung zu stehen scheint.  
Der Schreibstil ist gut verständlich, direkt und einfach, wirkt auf mich aber manchmal etwas kindlich-naiv und platt. An einigen Stellen werden mir zu viele Worte gemacht, um Umstände darzustellen, die eigentlich offensichtlich sind. Hier wäre für mich weniger mehr gewesen.
Der Titel mag etwas klischeehaft klingen, passt aber perfekt zum Buch. 

 

Lou trägt farbenfrohe Kleidung, legt viel Wert auf ihr Äußeres. In ihrem Inneren sieht es aber alles andere als fröhlich aus. Sie vermisst ihre verstorbene Mutter, fühlt sich oft einsam und unzulänglich.  
Maggy lebt für ihre Kinder und Enkelkinder und vergisst sich selbst und ihre Bedürfnisse dabei häufig. Die ältere Frau empfindet es so, als habe seit der Scheidung jemand eine Stopptaste gedrückt und nun geht nichts mehr vorwärts. Immer wieder kommen daher bei Maggy Erinnerungen an eine frühere, längst vergangene Liebe hoch.  
Die Amerikanerin Donna liebt klare Strukturen und Abläufe und legt Wert darauf, alles im Griff zu haben. Als sie erfährt, dass sie adoptiert wurde, wirft sie das komplett aus der Bahn.
Die drei ungleichen Frauen befinden sich alle in einer Krise. Gemeinsam entwickeln sie neue Stärke und unterstützen sich gegenseitig. Ein schöner Gedanke, dass man dennoch anderen helfen kann, auch wenn es einem selbst nicht gut geht und dass aus Kummer auch etwas Gutes entstehen kann. Die Charaktere der Hauptfiguren werden mir allerdings insgesamt zu oberflächlich und plakativ gezeichnet.

 

Welches Geheimnis verbirgt sich hinter dem gelben Kleid? Wer ist Donnas Mutter und wird es ein Kennenlernen geben?
Alle Fäden der Handlung laufen zusammen und am Ende ergibt sich eine nachvollziehbare Geschichte, die stimmig und interessant aus mehreren Sichtweisen präsentiert wird. Dass das gelbe Kleid dabei ein verbindendes Element der Handlung darstellt, gefällt mir. Manchmal erzählen auch Dinge sehr spannende Geschichten.  
Am Ende gibt es wie Cover und Titel vermuten ein recht vorhersehbares Happy End. Für mich ist das Finale, auch wenn es durchaus Schattenseiten hat, in vielerlei Hinsicht etwas zu dick aufgetragen. Manche Entwicklung kommen dabei zu schnell und abrupt und hätten ruhig auch der Fantasie der Leser überlassen werden können.  
Ein Buch, bei dem auf dem ersten Blick zu sehen ist, was man bekommt: Eine süße, rosa, nette, kurzweilige Wohlfühlgeschichte mit viel Zuckerguss und Happy End für Zwischendurch, die aber vermutlich wenig in Erinnerung bleiben wird.