Rezension

lesenswerte Fortsetzung

Das Land der verlorenen Träume - Caragh O'Brien

Das Land der verlorenen Träume
von Caragh M. O'Brien

Bewertet mit 4 Sternen

Kurzbeschreibung:
Die sechzehnjährige Gaia Stone, eine junge Hebamme, muss aus ihrer Heimat fliehen, mit nichts als den Kleidern am Leib und ihrer neugeborenen Schwester im Arm. Alles wurde ihr genommen – sind doch ihre Eltern ermordet und die Liebe ihres Lebens verhaftet worden, und die zerstörte Welt, in der sie lebt, straft unbarmherzig jede Schwäche. Als ein Fremder sie mitten im Ödland vor dem Verdursten bewahrt, scheint sie zunächst gerettet. Doch das Dorf des Fremden nimmt Gaia erst die Schwester und dann auch noch die Freiheit. Verzweifelt und entmutigt gibt sie beinahe auf. Schließlich besinnt sich Gaia jedoch darauf, dass vor allem anderen das Leben zählt – und sie stellt sich ihrem Schicksal, ihrer Verantwortung für ihre Schwester und einer neuen, zarten Liebe …

Meinung:
Ich gehöre ja zu den Menschen, die den ersten Teil der Reihe zwar ganz ok und lesenswert, aber auch nicht wirklich perfekt und hervorstechend fanden.

Nun kommt Gaia nach Sylum. Doch auch dort gibt es Probleme und nicht alles läuft gut. So werden mit der Zeit immer weniger Mädchen geboren und die Männer sind deutlich in der Überzahl, zusätzlich kommt noch hinzu, dass keiner das Dorf verlassen kann, weil er sonst aufgrund unbekannter Umstände stirbt. Durch diese Entwicklungen sind die wenigen Frauen extrem wichtig für den Fortbestand der Gemeinschaft und haben das Sagen. Dabei muss ich zugeben, dass ich es zuerst eigentlich ganz gut fand, mal in eine Gemeinschaft zu geraten, in der die Männer nicht so viel zu sagen haben und sich redlich um die Frauen bemühen müssen. Doch mit der Zeit wird immer ersichtlicher, dass Sylum auch nicht viel anders ist, als die Enklave und hier auch eine große Unterdrückung herrscht. Zwar bedingt durch andere Voraussetzungen, aber dennoch unrecht.

Gaia verändert sich auch in diesem Teil noch weiter. Sie ist nun erwachsener, aber auch nicht mehr so tough, mutig und unabhängig. Um ihrer Schwester nahe zu sein, passt sie sich leicht den Regeln der anderen an und gibt sich selbst dabei etwas auf. Ich fand das gar nicht so schlimm, da ich denke, dass es nach den ganzen schwerwiegenden Traumata nur verständlich ist, dass Gaia nicht mehr die ist, die sie einmal vor. Vor allem auch nachdem sich Leon im Großteil des Romans komplett anders als im Vorgänger darstellt. Leon und die Liebesgeschichte waren mir zwar im ersten Teil etwas schwammig, aber zumindest mochte ich ihn. Hier bekam ich lange Zeit doch etwas Zweifel an ihm und seinem Verhalten.

Nachdem Gaia sich im ersten Teil wegen ihrer Narbe geschämt hat und kaum von einem Mann angesehen wurde, hat sich die Ausgangslage verändert. So ist es auch nicht weiter verwunderlich, dass sie gleich 2 neue Verehrer bekommt und sie also zwischenzeitlich zwischen 3 Männern steht. Und man muss ihr wirklich zu Gute halten, dass sie so ein Aufgebot an männlicher Aufmerksamkeit ja vorher nicht kannte und alle Verehrer durchaus ihre Vorteile haben. Ich hätte mich auch lange nicht entscheiden können und dafür entscheidet sie sich aber relativ schnell.

Die Handlung ist in diesem Teil zwar nicht durchgängig spannungsgeladen, aber dennoch gut aufgebaut und ohne größere Längen. Es gibt auch wieder einige Rätsel zu lösen, bei denen auch der Leser selbst zum miträtseln angeregt wird. Besonders gelungen fand ich es, dass man hier nicht nur von Gut und Böse sprechen kann. Während die Regierung in der Enklave die Bevölkerung ganz klar eigennützig unterdrückt hat, konnte ich hier die Entscheidungen und Ansichten der Matrarch zumindest manchmal nachvollziehen und keine komplett böswilligen Absichten erkennen.

Fazit:
Eine solide Fortsetzung, die mir in der Gesamtbetrachtung ein kleines bisschen besser Gefallen hat, als der Vorgänger. Ich fand die Nebencharaktere etwas greifbarer und die Ausgangslage nicht so eindeutig Schwarz/Weiß. Dennoch ist es etwas schade, dass die Hauptthemen vom ersten Teil etwas zu kurz kamen, aber ich hoffe, dass diese dann im letzten Band zusammengeführt werden. Am Ende gibt’s 4 Sterne.