Rezension

Liebe, Freundschaft und der 1. Weltkrieg

Der Sommer der Freiheit - Heidi Rehn

Der Sommer der Freiheit
von Heidi Rehn

Meine Meinung

Ich habe mich sehr gefreut auf dieses Buch! Das Cover ist traumhaft, “Die Liebe der Baumeisterin” von Heidi Rehn fand ich schon toll und das Thema hat mich sehr interessiert. Gerade da ich dieses Jahr die ersten beiden Teile der Meindorff-Saga von Elisabeth Büchle gelesen habe, wollte ich mehr über die Zeit vor und während dem 1. Weltkrieg erfahren. Nicht nur im Geschichtsunterricht, sondern auch in der Bücherwelt, kommt diese Zeit leider zu kurz.
Diese Zeit ist geprägt von Veränderungen: Frauen werden selbstbewusster und wollen mitbestimmen, der Adel wird zurückgedrängt, neue Tanzstile und Musikrichtungen entstehen usw.

Eigentlich war also sehr viel los, aber leider nicht in diesem Buch. Ich weiß wirklich nicht genau woran es lag, dass es mich nicht packen konnte. Einige Passagen ziehen sich in die Länge und manche Dialoge haben die Geschichte einfach nicht voran gebracht, wodurch es etwas langatmig wurde. Vielleicht habe ich auch etwas anderes erwartet, denn ich hätte gerne noch mehr über die Menschen und ihr Leben erfahren, und natürlich auch über den 1. Weltkrieg. Allerdings drehte es sich fast nur um Selma.

Bin Selma bin ich nicht richtig warmgeworden. Gerade am Anfang fand ich sie furchtbar egoistisch, sie sucht nur nach Spaß und wie sie “das Küken” behandelt, fand ich teilweise eher herablassend, als freundschaftlich. Über “das Küken” bzw. Constanze hingegen hätte ich gerne mehr erfahren, denn sie schien für mich wesentlich interessanter zu sein. Genauso wie Grischa, Selmas Bruder, welcher als Pilot im 1. Weltkrieg kämpft. Er wird zwar etwas langweilig geschildert, da er noch sehr jungenhaft und schlaksig aussieht, aber er ist direkt Feuer und Flamme für Constanze und wirkt auf mich wesentlich anziehender als Robert oder Gero. Zwischen diesen fünf Charakteren spinnen sich die verschiedensten Beziehungsfäden – verlobt, verliebt, unerwiderte Liebe, Freundschaft. Selbst zwischen Selma und Constanze scheint es zu knistern, was zur damaligen Zeit natürlich undenkbar war, wobei die Homosexualität schon etwas offener gelebt, bzw. nicht mehr totgeschwiegen wurde.
Meta war richtig klasse!!! Ich habe sie geliebt und mal ganz ehrlich, wer möchte nicht auch so eine Oma haben? Selma und sie verstehen sich sehr gut und mir hat es gefallen, dass sie ihrer Großmutter ein wenig nacheifert. Hedda, Selmas Mutter, hingegen ist die Vorzeige-Ehefrau der damaligen Zeit, also recht zugeknöpft und immer darauf bedacht, was wohl die Leute über sie und ihre Familie sagen. Selma ist dagegen richtig draufgängerisch, sie hat den Führerschein gemacht, möchte auch solche neuartigen Damenhosen tragen und so ein Kurzhaarschnitt wäre vielleicht auch nicht verkehrt. Hedda will von all dem nichts hören – so treffen zwei komplett verschiedene Generationen aufeinander, wobei Meta eine echte Vorreiterin war.

Der Schreibstil von Heidi Rehn war wieder super! Sie schafft es Szenen so zu beschreiben, dass man meint es passiere gerade wirklich. Dafür, dass das Buch relativ dick ist, passiert aber recht wenig. In “Die Liebe der Baumeisterin” war viel mehr los und es war auch wesentlich spannender. Natürlich darf man diese beiden Bücher nicht miteinander vergleichen, da sie in völlig verschiedenen Epochen spielen, aber ich hatte eine spannendere Geschichte erwartet, die an “Die Liebe der Baumeisterin” rankommt.

Ja, ich war etwas enttäuscht, was aber auch teilweise einfach an meinen Erwartungen liegen kann. Das Buch war für meinen Geschmack zu ruhig und zu langatmig, aber durchaus nicht schlecht! Für mich steht auf jeden Fall fest, dass ich auch noch weitere Bücher der Autorin lesen möchte.

Fazit

Ein eher ruhigeres Buch über die Zeit vor und während dem 1. Weltkrieg, in dem es um die Zwänge der Gesellschaft, um Liebe und Freundschaft geht. Mich konnte es leider nicht wirklich überzeugen, aber ich hoffe, dass andere ihren Spaß damit haben werden, allein schon wegen dem tollen Schreibstil von Heidi Rehn.