Rezension

Liebe lässt sich nicht verbieten

Pinguine lieben nur einmal - Kyra Groh

Pinguine lieben nur einmal
von Kyra Groh

Felicitas Grün, Studentin, schlampig und tolpatschig, gelingt es wirklich, in jedes Fettnäpfchen zu treten, das sich ihr bietet. Gemeinsam mit dem schwulen Cem Demirel lebt sie in einer Art WG.
Als ein neuer Mieter ins Haus einzieht, sind sie neugierig auf ihn. Cem veranlasst Feli, mit ihm an der Tür zu lauschen.
Als die Tür aufgeht, fällt Feli dem neuen Mieter förmlich vor die Füße inklusive ihrer Äpfel und anderem. Es ist ihr mehr als peinlich. Sie sieht einen Adonis vor sich stehen und ihr Herz fängt an zu pochen. Ihre Entschuldigungen verhören ungehört, denn zu spät bemerkt sie, dass ihr Gegenüber blind ist.
Janosch, der neue Mieter ist sarkastischer und mürrischer Natur und lässt niemanden an sich heran. Und doch lernen die beiden sich kennen, denn sie bemerken recht schnell, dass sie in vieler Hinsicht auf einer Wellenlänge sind, sei es Musik oder Film.
Aber kann es eine Beziehung zwischen den beiden geben? ...

Feli hat die seltene Gabe, im Gespräch mit Janosch immer das falsche zu sagen. Klar, dass er sich manchmal wie vor den Kopf geschlagen fühlt, aber trotz allem rechnet er es ihr hoch an, dass sie ihn normal behandelt, also so, als hätte er keine Behinderung, als wäre er nicht blind.
Natürlich geht das auch schon mal ins Auge, zumal wenn man wie Feli ein klein wenig unordentlich ist und gern mal Sachen rumliegen lässt, egal ob es bei Janosch zu Hause ist oder in ihrem eigenen Zimmer. Janosch ist in dem Fall immer der Leidtragende, das reicht sogar soweit, dass er fast verblutet.

Mit einem hervorragenden Wortwitz erzählt die Autorin Kyra Groh eine etwas ungewöhnliche Liebesgeschichte.
Das Buch wird aus der Sicht von Feli erzählt. Ihren Gedankengängen zu folgen, macht Spaß und ließ mich ehrlich gesagt, mehr als einmal grinsen.
Sie ist ehrlich, eine tolle loyale Freundin und ausgesprochen erfrischend.

Feli und Janosch fühlen sich zueinander hingezogen, zu viele Dinge vereinen sie. Janosch will aber keine Beziehung, für ihn ist die ganze Sache nicht wirklich, sie fühlt sich nicht richtig an. 
Zuviel steht für ihn auf dem Spiel. Er hat Angst und die macht ihn stellenweise böse und aggressiv und er versucht, Feli von sich zu stoßen. Sein Sarkasmus ist teilweise so ätzend, dass Feli oft vor den Kopf gestoßen wird.
Aber wie so oft findet die Liebe ihren Weg.

Sehr gut ist es der Autorin gelungen, Janoschs Ängste zu vermitteln. Man kann sie nachvollziehen, wünscht ihm aber gleichzeitig, doch alles sein zu lassen und alles auf eine Karte zu setzen. Niemand möchte verletzt werden, egal ob behindert oder nicht. 

Da Thema Liebe und Behinderung miteinander zu verbinden, ist Kyra Groh sehr gut gelungen. Die Behinderung, das Blind sein von Janosch, wird gar nicht so richtig erfasst, er wird wie ein normal Sehender von Feli behandelt, ohne ihn zu betütteln oder mit Samthandschuhen anzufassen. Sicher braucht er bei einigen Dingen Hilfestellung, die ihm von Feli so ungezwungen und natürlich entgegengebracht wird, dass das Thema Behinderung gar keins mehr ist.

Nicht nur die Protagonisten Feli und Janosch sind sympatisch, auch die vielen anderen Mitspieler im Buch, seien es die Eltern von beiden oder die Freunde von ihnen, stehen zu ihnen und helfen, wo sie nur können.

Mit diesem Buch ist gute Unterhaltung für zwischendurch garantiert. Es gibt Liebe, Freundschaft und ein wenig Eifersucht, sehr viel Humor und Wortwitz, aber auch ein ernstes Thema, die Frage, wie gehe ich mit Behinderungen um.

Ein Buch, das ich wirklich gern weiterempfehle.