Rezension

mehr als ein kitschigr Arztroman

Miss Emergency - Hilfe, ich bin Arzt - Antonia Rothe-Liermann

Miss Emergency - Hilfe, ich bin Arzt
von Antonia Rothe-Liermann

Nach der Theorie folgt die Praxis, nach dem Studium folgt das Praxisjahr. Lena ist angehende Ärztin und stürzt sich hochmotiviert in ihr neues Leben in Berlin und ihr Praxisjahr im Krankenhaus St. Anna. Dort begegnet sie nicht nur dem gutaussehenden Oberarzt Dr. Thalheim, sondern auch der fiesen Stationsschwester, anderen PJlern und natürlich den Patienten. Mit ihren Mitbewohnerinnen Jenny und Isa entdeckt sie nicht nur das Klinikleben, sondern auch das Leben in Berlin.
Obwohl ich von diesem Buch bereits zahlreiche positive und begeisterte Rezensionen gelesen habe, dachte ich bislang immer, dass diese Reihe wohl eher nichts für mich ist. Die Bücher erschienen mir als zu rosa, zu klebrigsüß und zu girliehaft. Nun habe ich den ersten Band jedoch gewonnen und gelesen,  und musste feststellen, dass ich mich mit meiner Einschätzung getäuscht habe.

Auf den ersten 50 Seiten fühlte ich mich auch noch mit meiner Einschätzung bestätigt, doch dann konnte ich richtig in die Geschichte eintauchen, habe mit Lena, Isa und Jenny mitgefiebert und mitgelacht. Lena ist teilweise recht flapsig und fühlt sich auch recht schnell angegriffen, doch sie merkt selbst wenn sie übertreibt und maßregelt sich dann auch selbst. Diesen Charakterzug fand ich sehr sympathisch. Auch ihre Mitbewohnerinnen, die ruhige Isa und die aufgedrehte Jenny sind mir im Verlauf der Geschichte ans Herz gewachsen. Antonia Rothe-Liermann hat alle im Buch vorkommenden Figuren sehr detailliert und liebevoll dargestellt, so dass ich häufig das Gefühl hatte, dass es sich um reale Menschen und nicht bloß um die Figuren einer Geschichte handelt.

Stellenweise ist die Geschichte recht voraussehbar, was mir jedoch nichts ausgemacht hat, da mich die Figuren durch ihr Verhalten dann doch immer wieder überraschen konnten. Für die Hauptprotagonistin, Lena, stehen alle Zeichen auf Neuanfang. Sie muss sich nicht nur in einer neuen Stadt zu recht finden, sondern auch den Sprung von der mehr oder weniger theoretischen Ausbildung an der Uni in die reale Arbeitswelt im Krankenhaus schaffen. Die Autorin stellt die Ängste und Sorgen, aber auch die kleinen Erfolge eines Berufsanfängers gut dar und es macht Spaß, Lena auf ihrem Weg zu begleiten. Und in mehr als einer Situation konnte ich mit Lena mitfühlen, denn auch wenn ich keine Ärztin bin, so war natürlich auch ich schon Berufsanfängerin.

Und auch wenn Lena einen großen Teil ihrer Zeit im Krankenhaus St. Anna verbringt, kommt – zumindest in der Geschichte – ihr Privatleben nicht zu kurz. Auch hier macht sie eine recht interessante Entwicklung durch und muss für sich selbst entscheiden was. Bzw. wer sie glücklich macht, und wer eher nicht. Besonders am Ende gewinnt dieser Punkt an Gewicht und ich fand Lenas Entscheidung absolut gut. Für mich war diese Entscheidung der allerletzte Beweis dafür, dass das Buch doch wesentlich mehr zu bieten hat als ein rosa Cover und einen kitschig-jugendlichen-Ärzteroman.

Auch das Ende hat mir gut gefallen, wobei die letzten Sätze einen cliffhanger bilden, welcher einfach nur große Lust auf den nächsten Band macht.