Rezension

Meine Diagnose: Ein klasse Auftakt!

Miss Emergency - Hilfe, ich bin Arzt - Antonia Rothe-Liermann

Miss Emergency - Hilfe, ich bin Arzt
von Antonia Rothe-Liermann

*Worum geht's?*
Medizinstudium - und dann? Für Lena ist es endlich soweit: Sie beginnt im Lehrkrankenhaus St. Anna in Berlin ihr Praxisjahr und somit ihre praktische Ausbildung zur Ärztin. Zusammen mit ihren neuen WG-Freundinnen Jenny und Isa startet Lena in das unglaubliche Abenteuer: das wahre Leben! Doch schon bald müssen die angehenden Weltklasse-Ärztinnen einsehen, dass nörgelnde Schwestern, bedrohliche Chefärzte und rücksichtslose Kollegen eher zum Traumberuf gehören als Erfolgserlebnisse und glückliche Patienten. Trotzdem sind sich die drei Mädchen sicher: Ärzte sein und gutes tun, das ist es, was sie wollen! Irgendwann werden die Oberärzte sie schon respektieren! Auch der attraktive Dr. Thalheim, dem Lena an ihrem ersten Arbeitstag vor die Füße fällt...

*Kaufgrund:*
Krankenhaus-Serien - an sie habe ich mein Herz verloren! Ob "Grey's Anatomy", "Private Practice" oder "Doctor's Diary", alle habe ich verschlungen! Nun kam mit "Miss Emergency" erstmals eine Arztserie im Buchformat heraus, um die ich selbstverständlich nicht herumkam.

*Meine Meinung:*
Im St. Anna, dem Lehrkrankenhaus, indem Lena, Jenny und Ina arbeiten, geht es ganz schön kompliziert her! Die jungen Pjlerinnen müssen nicht nur mit kritischen Schwestern und maulenden Patienten umgehen lernen, sondern auch unter den beängstigenden Oberärzten leiden, die die Anfänger gerne auf die Schippe nehmen. Das St. Anna und seine Mitarbeiter haben genau den Charme, den Serienfans ebenfalls an "Grey's Anatomy" und Co lieben, und somit ist jede Szene im Krankenhaus ein Genuss. Der stressige Alltag im Krankenhaus kann ganz aber zudem sehr ermüdend sein! Deshalb gönnen sich Lena, Jenny und Isa an ihren freien Tagen Ausflüge in die Natur oder Abstecher in das Nachtleben Berlins. Durch die unterschiedlichen Handlungsorte wird die Geschichte nicht nur abwechslungsreicher und aufregender, sondern auch amüsanter. Denn egal, wohin es die drei Freundinnen verschlägt: Das nächste Fettnäpfchen wartet schon auf sie...

"Miss Emergency: Hilfe ich bin Arzt" lebt von Witz, Charme und einem Hauch Romantik, ist ansonsten allerdings leider vorhersehbar und an einigen Stellen stereotyp. Dem Lesevergnügen tut das keinen Abbruch, da man zu hundert Prozent in der Geschichte drinsteckt und mitfühlt. Ein Grund zu meckern gibt es also nicht! Für die Fortsetzungen hoffe ich trotzdem, dass sich die Autorin Antonia Rothe-Liermann etwas mehr Dramatik und Unberechenbarkeit von den Serienvorbildern abguckt.

In der Ärztinnen-WG leben drei junge Frauen, die unterschiedlicher kaum sein könnten: Jenny, geborene Berlinerin und Ärztetochter, die stets selbstbewusst, locker und munter durch ihr Leben zieht und sich fast jede Woche einen neuen Freund anlacht, Isa, die schüchterne graue Maus, die aus Angst und Respekt vor dem Chefarzt in seiner Anwesenheit keinen Ton herausbekommt, und Protagonistin Lena, die irgendwo dazwischen anzusiedeln ist und immer wieder zwischen himmelhoch jauchzend und zu Tode betrübt wechselt. Ja, alle drei Mädchen sind klischeehafte Figuren, und man kommt nicht drum herum, sie an einigen Stellen als überspitzt dargestellt zu bezeichnen. Trotzdem ist jede von ihnen auf ihre eigene Weise so sympathisch und echt, dass man sie einfach ins Herz schließen muss! Bereits nach wenigen Seiten hat man mit Lena, Jenny und Isa Freundschaft geschlossen. Man begleitet sie nur zu gern durch ihr kompliziertes Leben, geht mit ihnen durch dick und dünn und hat einfach eine Menge Spaß mit den drei angehenden Ärztinnen.

Obwohl es sich um eine Krankenhausserie handelt, wird Antonia Rothe-Liermann mit ihrer Wortwahl nie zu speziell. Sie wirft nicht mit medizinischen Fachausdrücken um sich, sondern erklärt die verschiedenen Krankheiten "patientengerecht", sodass auch Medizin-Laien alles verstehen können. Auch sonst bleibt der Schreibstil der Autorin unkompliziert und flüssig. Mit ihrer lockeren, frischen und jungen Art beschreibt sie den Krankenhausalltag und reißt ihre Leser damit in einen unbändigen Lesefluss. Kopfkino inklusive!

Rothe-Liermanns Entscheidung, die Geschichte aus Lenas Sicht zu erzählen, war perfekt. Hätte ein außenstehender Erzähler die Ereignisse aus "Miss Emergency: Hilfe, ich bin Arzt" geschildert, wäre der Roman nicht einmal halb so gut geworden! Denn nur auf diese Weise dürfen wir an Lenas Gedanken und Gefühlen teilhaben, die das Buch erst so sympathisch machen. Sie sind es, die uns Leser zum Lachen und Mitfiebern bewegen. Lena ist ihren Vorgesetzten gegenüber zwar meistens brav und ruhig, doch die aufgeweckte PJlerin kann auch ganz anders. Frech und mit authentischem Charme teilen uns ihre heimlichen Gedanken mit, wie sie wirklich fühlt! Dieser Roman zaubert seinen Lesern immer wieder mit Leichtigkeit ein Lächeln auf die Lippen und bietet sich daher idealerweise als gutes Training für die Lachmuskeln an.

Dass Lena so eine liebenswürdige Person ist, mit der man sich sehr gut identifizieren kann, unterstützt den "Mitfühl"-Effekt nur noch mehr. Man freut sich über ihre Erfolge mindestens genauso sehr wie sie selbst, ihre Begeisterung ist ansteckend! Aber als angehende Ärztin erlebt man nicht nur Erfolge. Patienten können nicht immer geheilt werden und das muss man verkraften können... "Miss Emergency" spiegelt den Krankenhausalltag sicher nicht absolut realistisch wider, doch bedrückende Krankheiten gehören nicht zu den Dingen, die Antonia Rothe-Liermann in ihrem Roman unerwähnt lässt. Lena muss zu spüren bekommen, dass man als Ärztin die richtige Balance zwischen der Distanz und der Nähe zum Patienten finden muss, um in diesem Beruf zu überleben. Ebenso wie ihre Freude, schlägt auch Lenas Trübsinn schnell auf den Leser über. "Miss Emergency: Hilfe, ich bin Arzt" konfrontiert also mit jeglichen Gefühlslagen.

*Cover:*
Das Cover haut mich zwar nicht um, ist aber eigentlich ganz hübsch geworden, eben sehr mädchenhaft. Mit den hellen Farben und dem süßen Logo kann das Coverbild immerhin die frische Atmosphäre des Buches einfangen!

*Fazit:*
"Miss Emergency: Hilfe, ich bin Arzt" macht süchtig. Mit viel Witz und Sympathie bietet die Geschichte um Lena ihren Lesern amüsante Lesestunden, in denen man sich köstlich unterhalten fühlt! Man möchte nicht mehr mit dem Lesen aufhören, bis man plötzlich am Ende angelangt ist und sich verzweifelt nach der Fortsetzung sehnt. Meine Diagnose: ein klasse Auftakt! Für "Miss Emergency: Hilfe, ich bin Arzt" gibt es gute 4 Sterne.