Rezension

Hilfe, ich bin gelangweilt

Miss Emergency - Hilfe, ich bin Arzt - Antonia Rothe-Liermann

Miss Emergency - Hilfe, ich bin Arzt
von Antonia Rothe-Liermann

Bewertet mit 1 Sternen

Wenn man dieses Buch liest, dann kann man wohl davon ausgehen, dass man Arzt-Serien mag. Was ich wirklich tue. Ich liebe Grey's Anatomy und Doctor's Diary. Da die Autorin des Buches Co-Drehbuchautorin bei Doctor's Diary war, habe ich angenommen, dass ich dieses Buch lieben würde. Daher habe ich mir auch gleich Band 1 und 2 geholt. Ein Fehler, wie es sich rausgestellt hat.

Das Buch wird aus der Ich-Perspektive von der Protagonistin Lena erzählt. Sie  ist eine frischgebackene Ärztin und stürzt sich mit ihren beiden ungleichen Freundinnen / Mitbewohnerinen / Kolleginnen in den Ärztealltag.

Wenn man Doctor's Diary kennt, werden einem sofort die Ähnlichkeiten zwischen Lena und Gretchen Hase ins Auge stechen. Obwohl ich Gretchen gerne mag, konnte ich mit Lena nichts anfangen. Ähnlich wie Gretchen hat sie ständig innere Monologe. Bei Gretchen sind das einige Zeilen, bei Lena hingegen ziehen sich diese Monologe durch mehrere Seiten! Ohne Dialog, ohne dass wirklich etwas passiert steigert Lena sich in irgendwelche Banalitäten hinein.

Bei solchen Ärzte-Serien / -Büchern, ist es immer klar, dass zwischen Arzt (meistens Oberarzt) und (Anfänger) Ärztin / Krankenschwester / Patient irgendetwas laufen wird. Das ist auch okay, schließlich weiß man, was auf einen zukommt und das macht auch einen Teil des Reizes aus.

So war ich auch nicht überrascht, als Lena beinahe sofort von einem Oberarzt angeflirtet worden ist. Mein Problem war eher das Wie. Sie hebt irgendetwas vom Boden auf, streckt also den Hintern in die Luft, Aufzugstür gleitet auf und ein Oberarzt sieht sie. Konfliktsituation! Und was sagt der Typ? "Schöne Beine" oder so etwas. Nur das und das passiert noch einige Male.

Wie würde eine normale Frau reagieren, die auch nur etwas von sich hält? Richtig, den Typen in seine Schranken weisen und nicht den ganzen Tag sich mit diesem Satz beschäftigen (mal geschmeichelt, dann wieder peinlich berührt). 

Dann wird Lena von einem Patienten dumm angemacht. Erst dreht der Patient am Rad ab, weil er nicht mit ihr zufrieden ist, beim nächsten Aufeinandertreffen macht er sie an. 

Und wie reagiert Lena? Richtig, sie ist geschmeichelt und peinlich berührt. 

Stolz, Selbstachtung, Feminismus? Fehlanzeige. Schon klar, das soll eine leichte Lektüre sein und keinen Tiefgang bzw. Messages haben ABER ist das richtig, dass hier eine naive und teilweise schon dumme Protagonistin vorgestellt wird? Sie ist Ärztin, sollte sie da nicht etwas Grips haben? Was ist mit der Vorbildfunktion? Sollen Frauen etwa über sexuelle Belästigungen hinwegsehen? Oder gar sie einfach akzeptieren?

Schwenken wir mal zu den Arzt-Serien zurück. In beiden sind die Hauptdarstellerinnen zwei etwas tollpatschige, naive Mädels. Dennoch lassen sie sich von den Männern nicht runterbuttern und setzten ihren Kopf durch. 

Neben der schrecklichen Handlung, die aus innerem Monolog bestand und in der nichts passiert ist, kam zusätzlich diese Schreibweise dazu, mit der ich überhaupt nichts anfangen konnte. Ständig wurden versucht lustig zu sein, wodurch jeder Satz sich quälend hingezogen hat und den Leser nur noch genervt hat.