Rezension

Mord aus niedrigsten Beweggründen

Die Fliege - Silvia Stolzenburg

Die Fliege
von Silvia Stolzenburg

Bewertet mit 5 Sternen

Im Spitalwald bei Vaihingen, in der Nähe zum Biergarten Katzenbacher Hof, wird eine männliche Leiche aufgefunden. Der Tote ist in blaue Müllsäcke eingewickelt, ihm wurde die Zunge herausgeschnitten und beide Hände abgetrennt, was eine Identifizierung per Fingerabdruck unmöglich macht. Außerdem weist er eine enorme Vielzahl von unterschiedlichen Verletzungen auf, die er sich garantiert nicht auf natürlichem Wege zugezogen hat.

Nach ersten Einschätzungen handelt es sich um mehr als einen Täter. Detailliertere Einzelheiten über den Tod des Mannes bringt erst die Obduktion ans Tageslicht.

Genau so dürftig wie die Täterspuren an der Leiche, ist die Zahl der Zeugen: Ein 5jähriger Junge, ein Obdachloser und eine verstörte Frau, die die Leiche beim Morgenspaziergang mit ihrem Hund gefunden hat.

Dieser Fall entwickelt sich zu einer sehr harten Nuss für das Ermittler-Team Anna Benz und Markus Hauer.

Die Autorin Silvia Stolzenburg wirft den Leser direkt ins Geschehen hinein. Gleich im 1. Kapitel werde ich Zeuge eines Mordes. Hier bin ich als Leser dem Ermittler-Team voraus, da die Identität der Täter bekannt ist. Nicht aber die Identität des Opfers. Ebenso fehlt mir, genau wie der Polizei, das Motiv und die Verbindung zwischen den Tätern und dem Opfer und dieses Nichtwissen zieht sich, bis kurz vor Ende des Buches eine überraschende Auflösung präsentiert wird.

Wie auch schon in „Tödliche Jagd“, punktet die Autorin hier mit ihrer hervorragenden Recherche. Der Schwerpunkt in ihren Kriminalromanen liegt deutlich auf der Polizeiarbeit und diese wird dem Leser ausführlich nahegebracht. Silvia Stolzenburg schafft es aber, dieses Wissen so zu verpacken, dass man davon weder erschlagen noch gelangweilt wird. Ich liebe es ja, wenn ich aus Büchern noch etwas lernen kann.

Schon im 1. Band fand ich das Ermittler-Team sehr sympathisch. Anna Benz hat sich ihren privaten Problemen noch immer nicht gestellt. Sie nimmt es sich jeden und jeden Tag vor, schreckt aber vor dem letzten Schritt dann doch immer zurück.

Anna macht noch immer viel Sport, isst noch genau so viel wie im 1. Band (wer 120 km Rad fährt am Tag, der darf auch essen) und ist noch mit ihrem Lebensgefährten Jens zusammen. Die Figur von Anna ist realistisch und glaubhaft dargestellt und als sie sich endlich ein Herz gefasst hat, ihren Vater aufzusuchen, beendet Silvia Stolzenburg an dieser Stelle geschickt das Buch.

In meiner Rezension zu „Tödliche Jagd“ habe ich geschrieben, dass Markus Hauer ein eher blasser und zurückhaltender Typ ist, der zwar sympathisch aber unscheinbar ist. In diesem Buch ändert sich das und Markus tritt öfter in den Vordergrund und macht seine Sache als Polizist richtig gut. Aber auch im Privatbereich gibt es bei Markus eine Veränderung. Dass die Beiden in diesem Buch mehr auf Augenhöhe miteinander umgehen, hat mir gut gefallen.

Wer sich für einen Mord in Verbindung mit Cyberkriminalität interessiert, der ist hier an der richtigen Stelle. Mir gefiel „Die Fliege“ sogar ein Stück weit besser als „Tödliche Jagd“.

Ende des Jahres erscheint der 3. Krimi mit Anna Benz und Markus Hauer und ich freue mich schon jetzt darauf.