Rezension

nachdenklich stimmende Geschichte

Nachts, wenn der Tiger kommt - Fiona Mcfarlane

Nachts, wenn der Tiger kommt
von Fiona McFarlane

Bewertet mit 3.5 Sternen

Der Debütroman "Nachts wenn der Tiger kommt" von Fiona McFarlane war für mich eine echte Überraschung. Denn der Klappentext lässt nicht erahnen um was für eine Geschichte es sich handelt. Protagonistin ist eine alte Dame, die 75jährige Ruth, die in einem einsamen Strandhaus an Australiens Küste lebt. Ihr Mann ist vor einiger Zeit verstorben, seitdem lebt sie alleine und einsam in ihrem Häuschen. Der Kontakt zu ihren zwei Söhnen findet fast ausschließlich telefonisch statt, nur zu Weihnachten bekommt sie Besuch von ihren und ihrem Familien. Ruth ist vergesslich, sie träumt oft von ihrer Kindheit auf Fidji und ihrer ersten großen Liebe Richard. Nachts meint sie, einen Tiger durchs Haus streichen zu hören. Trügt sie ihr Verstand? Eines Tages ändert sich ihr bschauliches Leben schlagartig, als Frida Young, eine Betreuerin vor ihrer Tür steht und sich fortan um sie kümmert. Frida ist eine kompakte Frau mit wechselnden Haarfarben, die Ruths Haushalt in den Griff bekommt und sich immer mehr in Ruths Leben einschleicht...

Die Gesichte ist auf jeden Fall eine, die ich so schnell nicht vergessen werde. Die Autorin hat es wunderbar geschafft, die Geschichte aus Sicht der dementen Ruth zu erzählen. Mit leisen Tönen, emotional und sehr authentisch. Eine Geschichte, wie sie tatsächlich stattfinden könnte. Ihre Figur Ruth ist eine liebenswerte alte Dame, die anfangs einen rüstigen Eindruck macht, doch im Verlauf merkt man immer stärker wie verwirrt sie ist und dass ihr Gedächtnis sie im Stich lässt. Man fragt sich, was real ist und was sich nur in ihrer Fantasie abspielt. Auch Frida ist gut charakterisiert, mit Eifer kümmert sie sich ums kochen, putzen und Ruths Körperpflege, sie nimmt ihr immer mehr Arbeiten ab. Doch Frida hat auch eine dunkle Seite....

Es gibt einige Längen im Buch, z. B. wenn Ruth sich an ihre Vergangenheit erinnert, diese Passagen waren für mich zu langatmig. Gegen Ende wird es richtig spannend, denn Frida ist nicht die, die sie vorgibt zu sein... Das Ende stimmt traurig und nachdenklich.

Fazit: Eine bewegende Geschichte über das Leben eines älteren Menschen, die Vereinsamung und das große Vergessen.