Rezension

Nachts auf dem Pesthof

Der Pesthof -

Der Pesthof
von Albrecht Sommerfeldt

Bewertet mit 5 Sternen

unbedingte Empfehlung für alle, die historische Krimis lieben

Hamburg 1619

Im Niemandsland zwischen Hamburg und Altona liegt der Hamburger Pesthof, eine mildtätige Stiftung für mittellose Kranke und geistig Verwirrte. Trotz des vielen Elends ist es ein friedlicher Ort – bis ein Mord geschieht. Die geistig verwirrte mutmaßliche Täterin kann sich nicht äußern. Weitere mysteriöse Todesfälle werden vom Pestmeister Möhrung als unglückliche Zufälle bewertet. Der Kaufmann Merten Overdiek, vom Aussatz befallen, will das nicht glauben und stellt eigene Ermittlungen an, was nicht allen gefällt.

Alfred Sommerfeldt, Jahrgang 1974, Hamburger, schreibt Krimis und Thriller, die in der frühen Neuzeit spielen. Er selbst schreibt dazu: „Düstere Gassen, schmuddelige Charaktere und fragwürdige Moral sind dabei eher mein Zuhause als fürstliche Höfe und strahlendes Heldentum.“

Das düstere Cover passte hervorragend zum Inhalt.

„Der Pesthof“ ist Sommerfeldts dritter Krimi, der im Hamburg der frühen Neuzeit spielt und ist in sich abgeschlossen. Für mich war es das erste Buch des Autors, wird aber definitiv nicht das letzte sein.

Sommerfeldt hat einen angenehm zu lesenden Schreibstil. Seine Protagonisten sind detailliert und lebendig gezeichnet, alle mit kleinen oder größeren Eigenheiten, die sie zu etwas besonderem machen. Erwähnen möchte ich Michelangelo, der sein Trauma zeichnend zu verarbeiten versucht und Caesar, der nur lateinisch spricht, wobei den meisten entgeht, dass er durchaus mitten im Geschehen ist. Der sympathische und wohlhabende Merten Overdiek spielt die Hauptrolle und steht in starkem Kontrast zu den übrigen Bewohnern des Pesthofs, die häufig vor Dreck starren, vom Geruch ganz zu schweigen. Seine begrenzten Möglichkeiten, den oder die Täter zu finden, nutzt er klug und geschickt, wobei ihn die zunächst spröde, dann aber doch nahbare Pflegefrau Maria unterstützt.

Der Spannungsbogen wird von Beginn an aufrecht gehalten und führt zu einem schlüssigen und nachvollziehbaren Ende, wobei es noch eine kleine Überraschung gibt.

Albrecht Sommerfeldt hat einen spannenden und, soweit ich das beurteilen kann, ausgezeichnet recherchierten Krimi geschrieben.

 

Fazit: eine unbedingte Empfehlung für alle, die historische Krimis lieben