Rezension

Nick Stein enttarnt das Geheimnis des Aquamarins

Totenstein -

Totenstein
von Gerlinde Friewald

Bewertet mit 4.5 Sternen

Eigentlich hat sich Fallanalytiker Nick Stein bewusst aus dem aktiven Polizeidienst zurückgezogen, um sich vermehrt der Wissenschaft zu widmen. Als er aber nach einem Vortrag an der Universität München von Kriminalkommissar Axel Mayr angesprochen wird, wird in ihm doch wieder das Interesse an der Mitarbeit an realen Fällen geweckt: Mayr ermittelt gerade in einem Fall von brutaler Tötung, bei dem er nicht weiter kommt und Nicks Expertise benötigt. Das Opfer, ein Münchner Star-Architekt, hatte diverse Feinde. Doch wer hasste ihn so sehr, dass er ihn den Schädel einschlägt und einen seltenen Aquamarin-Stein neben ihm ablegt? Was will der Täter damit aussagen? Nick Stein und sein Team tauchen immer tiefer in den Fall ab und schnell scheint der Schuldige gefunden zu sein – doch Nick glaubt nicht an die Theorie der Münchner Kollegen und so kommt es bald zum nächsten Mord…

„Totenstein“ von Gerlinde Friewald ist der dritte Teil der Serie rund um BKA-Profiler Nick Stein. Da ich die ersten beiden Bände noch nicht gelesen bzw. gehört habe hatte ich zunächst Bedenken, dass mir viele Hintergrundinformationen vorenthalten sein könnten, doch glücklicherweise war diese keineswegs der Fall: Der Autorin ist es ausgezeichnet gelungen, auch „Quereinsteiger“ wie mich vollkommen abzuholen und aufzuklären, so dass ich an keiner Stelle das Gefühl hatte, nicht durchzublicken. Absolut super, das gelingt nicht immer! Der Fall ist in sich abgeschlossen und alle wichtigen Informationen zu den Protagonisten und ihrer Vorgeschichte fließen wie nebenbei ein, der Einstieg in die Reihe ab Band 3 ist somit problemlos möglich.

Das Hörbuch zu „Totenstein“ besticht vor allem durch die angenehme, ruhige Stimme des Sprechers August Thiemann. Er erzählt die Geschichte auf unaufgeregte Weise, schafft es aber trotzdem die Spannung aufrecht zu erhalten – sehr passend für einen Thriller. Leider mag ich nur seine Interpretation von Samanthas Akzent überhaupt nicht, sie wirkt auf mich zu gespielt. Auch betont er mir an manchen Stellen etwas über, aber daran habe ich mich mit der Zeit gewöhnt.

Die Geschichte startet gleich hochspannend mit einem Prolog aus der Sicht des Opfers – als Leser ist man somit sofort mitten im Geschehen und kann nachempfinden, was in seinen letzten Minuten im Opfer vor sich ging. Eine Szene, die sofort Gänsehaut verursacht und neugierig macht, wer ihm das angetan hat. Danach gibt es eine Einführung in Nick Steins aktuelles Leben mit kurzen Rückblicken, so dass Quereinsteiger wichtige Hintergründe und Personen zuordnen können. Schnell geht es direkt in die Ermittlungen, bei denen ich als Leser jederzeit gut miträtseln konnte. Neben dem treibenden Schreibstil hat mir gut gefallen, dass die kurzen Kapiteln aus unterschiedlichen Perspektiven erzählt wurden. Dies gab mir noch mehr Einblick in die Gedanken und Handlungen verschiedener Personen und hat das eigene Mitraten zusätzlich angeregt. Hilfreich war hierbei auch die klare Analyse, die Nick und sein Team von den Tathergängen erstellt haben, so stelle ich mir professionelle Ermittlungsarbeit vor. Insgesamt war der Umgang der Teams untereinander für meinen Geschmack fast zu harmonisch, um noch realistisch zu sein, aber für das Fortschreiten des Falles absolut hilfreich. Man erfährt auch sehr viel Persönliches aus dem Leben der Ermittler, was sie menschlich und nahbar erscheinen lässt. Der Fall baut sich immer weiter auf, hat die ein oder andere überraschende Wendung parat und langsam verdichten sich die Hinweise auf den Schuldigen. So ist der Fall bis zum Schluss realistisch geblieben, es gab keine überstürzten Handlungen oder konstruierten Showdowns. Zum Ende hin war zwar klar, wer hinter den Morden steckt, aber das Motiv zeigt sich erst im Epilog, der das Geschehen des ersten Mordes noch einmal aus der Sichtweise und Gedankenwelt des Mörders zeigt – ein toller Kniff, um eine Klammer um das Buch zu setzen und es absolut passend und stimmig abzuschließen.

Insgesamt hat mir das Hörbuch großen Spaß bereitet, Nick und sein Team fand ich absolut sympathisch und ich mag ihre analytisch-strukturierte Herangehensweise an einen Fall sehr. Die Spannung war durchgehend hoch und alle Handlungen und Wendungen authentisch und nachvollziehbar. Das wird definitiv nicht mein letzter Nick-Stein-Fall bleiben und ich freue mich schon heute darauf, die ersten beiden Bände nachzuholen!